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Mit der G-Klasse auf den K2

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Zwölf Länder – 14 Tage – 1000 km am Tag. Mike Horn und die G-Klasse. Sein Ziel: Von der Schweiz nach Pakistan um den K2 zu erklimmen und den Berg anschließend mit Skiern hinunterzufahren.

Die Erlebnisse, die er bei dieser Expedition machte, brachte er rund 200 Mitarbeitern der G- Klasse bei einer Veranstaltung in der Nähe von Graz in einer sehr sympathischen und packenden Art und Weise näher.

Mike Horn ist – für alle die ihn nicht kennen – ein weltweit bekannter Entdecker und Extremsportler, dem keine Reise zu abenteuerlich, kein Weg zu gefährlich ist und es gibt kaum jemand der vergleichbare Erfolge nachweisen kann. Ganz nach seinem Motto: „The impossible only exists until we find a way to make it possible.” Und er findet viele Wege das Unmögliche möglich zu machen.

Reisen am Limit

Zurück zum eigentlichen Thema – der Expedition als Markenbotschafter von Mercedes-Benz mit der G-Klasse. Seine Reise begann am 14. Mai 2015 in der schweizerischen Stadt Château-d’Oex. Gemeinsam mit den beiden Schweizern Fred Roux und Köbi Reichen machte er sich auf für den Versuch den K2, den zweithöchster Berg der Welt mit 8611 m, zu bezwingen.

Diese Reise führte sein Team in zwei G-Klassen durch zehn Länder bis auf das letzte Basiscamp des K2 in 5.602 m Höhe. Auf diese Weise konnten sie die entlegensten Gebiete der verschiedenen Länder und viele unterschiedliche Kulturen kennenlernen. Die Reise war somit sehr abenteuerreich.

Internationale Bekanntschaften

In Afghanistan flog beispielsweise eine amerikanische Drohne über sie hinweg um die gesamte Passage abzusichern. Er betonte augenzwinkernd, dass man die Pferdestärken der G-Klasse braucht, da die Wagen der Taliban oft nur 80 km/h fahren. Aber Bilder sagen ja bekanntlich mehr als Worte:

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Die Möglichkeit den K2 zu besteigen bietet sich aufgrund der schwierigen Wind- und Wetterbedingungen an nur etwa zwei Tagen im Jahr. Horn und seine Kollegen haben – aufgrund des geringen Sauerstoffgehalts – dabei nur eine Zeitspanne von 18 Stunden, um vom Camp auf 7200 m Höhe, auf den Gipfel und wieder zurück zu kommen.

Die Natur war dem Mensch überlegen

Sieben Versuche haben die Abenteurer gestartet, um auf den Gipfel zu gelangen. Doch am Ende mussten sie sich dem Berg geschlagen geben. Doch das war kein Problem für Mike Horn. Er sagt selbst, dass das Versagen ein großer Teil seines Lebens ist. Nichts was er macht ist sicher, denn sonst würde er es nicht tun. Doch er gibt nicht auf, denn erst wenn er aufhört, es zu versuchen, hat er keine Chance mehr auf den Erfolg.

Ein mitreißender Vortrag und eine beeindruckende Persönlichkeit. Mike und die G-Klasse bilden die perfekte Symbiose von Mensch und Fahrzeug. Durch seine Begeisterung für dieses Auto lässt er auch mich, als Mitarbeiterin der G-Klasse, stolz sein auf dieses einzigartige Fahrzeug, mit dessen Hilfe die entlegensten Gebiete der Welt erkundet werden können.

It’s not the car that limits the driver,

                                 it’s the driver that limits the car.

Doch was steckt hinter dieser Leidenschaft von Mike? Wie ist es möglich, sich selbst immer wieder so zu motivieren und zu pushen? Mike hatte wohl als Kind schon immer nur eine Angst: Es gibt jemanden, der härter trainiert als er selbst. Er steckt sein komplettes Herzblut in seine Abenteuer.

Aufgeben ist keine Option

Aufgeben ist für ihn ein Fremdwort. Sein Ziel ist es nicht alle Gipfel dieser Welt zu erklimmen, sondern lebendig von seinen Abenteuern zurückzukehren und etwas „absolut Unvergleichliches“ erlebt zu haben.

If your dreams don’t scare you,

                               they are not big enough.

Mit diesem und anderen Gedanken regt Mike während seines Vortrags zum Nachdenken auch über das eigene Leben an. Man entwickelt als Zuhörer einen unglaublichen Respekt vor seinen Leistungen und merkt durch seine authentische Art und mitreißenden Erzählungen schnell, dass er wirklich liebt und lebt was er tut!


Wie wir erinnern, wie wir vergessen

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„Wir müssen uns an die Vergangenheit erinnern, damit wir in der Gegenwart Entscheidungen fällen, die wir in der Zukunft nicht bereuen“, so formulierte der venezianische Maler Tizian sein Verhältnis zur Zeit. Doch was ist das – „Vergangenheit“? Wie erinnern wir sie? Wie kann sie zur Basis dessen werden, was unsere Persönlichkeit heute prägt und Einfluss auf unsere Zukunft hat?

„Es sind in der Tat Erinnerungen, die unser Selbst ausmachen“, so die Neurobiologin Prof. Dr. Hannah Monyer. „Die Frage, was wir im Gedächtnis behalten und welche Ereignisse wir vergessen, das macht den Kern unserer Persönlichkeit aus. Auch für Krankheiten wie Alzheimer besitzt sie eine hohe Relevanz“.

280 Besucher kamen am Dienstag, den 15. September, ins Mercedes-Benz Museum. Im Rahmen der Reihe „Dialog im Museum“, die gemeinsam von der Daimler AG, dem Mercedes-Benz Museum und der Daimler und Benz Stiftung veranstaltet wird, sprach sie über das Thema „Leben und Lernen – ein ganzes Leben lang“. Begrüßt wurde sie von Prof. Dr. Rainer Dietrich, Mitglied des Vorstands der Daimler und Benz Stiftung, sowie als Hausherr von Dr. Manfred Beck, Leiter Gesundheitsmanagement MB Vans der Daimler AG.

Meilensteine der Erinnerungsforschung

Vor rund 70 Jahren, so Monyer, gelang der Hirnforschung eine überraschende Entdeckung: Ein an Epilepsie leidender junger Mann namens Henry Molaison wurde aufgrund schwerer epileptischer Anfälle am Gehirn operiert. Dabei entfernten die Chirurgen seinen Hippocampus zu weiten Teilen. Infolge dieser OP zeigte Patient „HM“, mit diesem Kürzel ging er in die Lehrbücher ein, unerwartete kognitive Ausfälle: Während er sich sehr gut an Personen, Ereignisse und Orte seiner Kindheit erinnern konnte, war es ihm völlig unmöglich, neue Eindrücke für länger als einige Minuten zu memorieren. Ärzte und Pfleger, auch wenn er mit ihnen über Jahre zu tun hatte, erschienen ihm immer wieder als unbekannte Menschen. Dadurch wurde deutlich, dass der Mensch verschiedene Gedächtnisformen besitzt und sich das Langzeit- vom Kurzzeitgedächtnis unterscheiden lässt.

Kinder haben aktivere Nervenzellen

„Das episodisches Gedächtnis, also die Fähigkeit sich zu erinnern, ‚was‘, ‚wann‘ und ‚wo‘ stattgefunden hat, bedarf einer besonderen Plastizität des Gehirns, sodass ein dauerhaftes Ablegen von Erinnerungen möglich ist.“ Aktuelle Forschungen ergaben, dass bestimmte Kanäle in Nervenzellen bei Kindern dreimal aktiver sind als bei Erwachsenen.

Bei ihnen werden erheblich mehr Neurotransmitter freigesetzt, was wohl einen positiven Einfluss etwa auf den Spracherwerb hat. „Doch es ist nicht nur die genetische Ausrüstung oder unser Lebensalter, sondern es ist in hohem Maße die Umwelt, die darüber entscheidet, wie gut unser Gedächtnis funktioniert!“, so Monyer.

Schlaf als „Erinnerungshelfer“

Als besonders förderlich habe sich genügend Schlaf erwiesen, da während des Schlafs Erinnerungen aus dem Zwischenlager Hippocampus nicht nur dauerhaft in andere Gehirnbereiche überführt, sondern durch eine teilweise zufällige Neukombination des Erlebten auch neu organisiert werden können. „Die besonders gute Nachricht: Auch im alten Gehirn bilden sich, selbst nach einem Schlaganfall, immer noch neue Gehirnzellen.“

„Die alte Lehrmeinung, dass wir mit einer bestimmen Anzahl Neuronen geboren werden, die einfach immer weiter abnimmt, ist definitiv hinfällig“, resümierte Monyer. Allem voran körperliche Bewegung, aber auch das Erlernen von Gedichten oder eines Instruments rege die Gedächtnisleistung im Alter an. Stress hingegen bremse das Gehirn nachweislich aus.

Mehr Bewusstsein und Aufmerksamkeit durch Meditation

In der anschließenden regen Diskussion kamen Fragen nach der Möglichkeit auf, Aufmerksamkeit und Gehirnleistung zu steigern, etwa durch Meditation oder stimulierende Medikamente. „Meditation und überhaupt fernöstliche Methoden der körperlichen Rhythmisierung scheinen sich sehr positiv auf unser Gehirn auszuwirken.“

„Sie fokussieren die Aufmerksamkeit und ermöglichen so eine bewusstere Aufnahme von Reizen“, so Monyers Einschätzung.  Was neue Medikamente angehe, könne sie sich schwerlich festlegen, da dies nicht ihr eigentliches Forschungsgebiet sei. „Hier bin ich allerdings außerordentlich skeptisch. Selbst wenn bestimmte Medikamente die Kanäle in einigen Neuronen stärker öffnen, heißt das noch lange nicht, dass wir diese Informationen auch sinnvoll verarbeiten und strukturieren können.“

Momentaner Gedächtnisstand: Maximale neuronale Interaktion

„Außerdem: Wir experimentieren seit zwanzig Jahren mit selektiv genmutierten Mäusen und niemals ist es uns gelungen, eine erhöhte kognitive Leistungsfähigkeit hervorzubringen. Millionen Jahre der Evolution scheinen das Maximum an neuronaler Interaktion hervorgebracht zu haben; es kommt wohl weit mehr darauf an, sich ein Umfeld zu suchen, das eine ideale Anregung für uns bietet.“

 

Mit Flüchtlingen auf Augenhöhe

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Die Flüchtlingskrise ist in unserem Alltag in der Medienlandschaft derzeit allgegenwärtig. Diese Problematik besteht jedoch nicht seit gestern, sondern bereits seit mehreren Jahren. Die SG Stern ist hier seit langem aktiv. Erst vergangene Woche hat sie einen Sporttag für Flüchtlinge organisiert.

Auf welche Erfahrungen ich zurückblicken kann

Soziales Engagement gehört bei der SG Stern zur Alltagskultur und liegt dem Verein schon immer am Herzen. Bereits 2013 wurde der erste Sporttag für Flüchtlinge umgesetzt und so wurden bereits Spendengüter gesammelt, deren Transport organisiert und durchgeführt. Etwa ein Dutzend der Kollegen hatten hier bereits die Möglichkeit wertvolle Erfahrungen zu machen.

2014 wurde dieses Engagement in die AG „Soziale Projekte“ überführt. Die Idee und gleichzeitig ein persönliches Entwicklungsziel: alle der rund 45 hauptamtlichen Mitarbeiter der SG Stern engagieren sich in verschiedenen sozialen Einrichtungen in insgesamt vier Projekten in den Bereichen Senioren, Kinder und Asylbewerber.

Welche Absicht dahinter steht

Soziale Verantwortung übernehmen, Perspektiven wechseln, Widersprüche überwinden und nicht zuletzt Gutes tun. Wir wollen anpacken, anderen Menschen helfen und nicht bloß zuschauen.

Als Sportverein sind wir ebenfalls enorm auf das Ehrenamt angewiesen. Die Suche nach Helfern und engagierten Mitgliedern, die unsere Sparten mit Leben füllen und den Sportbetrieb erst möglich machen, beschäftigt uns täglich. Wie können wir Menschen überzeugen, sich in der wertvollen Freizeit für unseren Verein zu engagieren? Schließlich war Zeit nie so kostbar wie heute.

Der Schlüssel ist Wertschätzung, Teamgeist und Einfühlungsvermögen. All diese Attribute können wir nur leben, wenn wir selbst anpacken, als Vorbild agieren und durch eigene Erfahrungen lernen über den Tellerrand hinaus zu schauen – wie bei unseren Social Days.

Was aus den Projekten geworden ist

Im Sommer 2015 machte das Projekt Senioren den Start. An drei Terminen unterstützten elf SG Stern Deutschland e.V. Mitarbeiter das Betreuungspersonal im Altenpflegeheim Burghalde Sindelfingen und erlebten bei gemeinsamen Spielen, Spaziergängen und Unterhaltungen mit den Heimbewohnern einen ganz besonderen Tag.

Aus diesen Erfahrungen konnten meine Gruppe und ich vieles Lernen und in der vergangenen Woche, am 17. September, beim Sporttag für Flüchtlinge in Stuttgart direkt anwenden. Zehn Mitarbeiter verschiedener SG Stern Standorte und der Dachorganisation haben das Programm gestaltet.

Insgesamt knapp 60 Flüchtlinge aus der Caritas Flüchtlingshilfe und der AGDW in Wangen hatten die Möglichkeit, verschiedene Sportarten und Stationen in Kleingruppen zu absolvieren und auszuprobieren. Hierbei stand der Spaß am Sport im Vordergrund und deshalb gestalteten wir die Stationen ungezwungen und unkompliziert.

Ziel war die Vermittlung einer offenen Willkommenskultur. Wir wollen den Menschen aufzeigen, dass sie Teil unserer Gesellschaft geworden sind. Sportvereine bieten einen Ausweg aus dem harten Alltag ohne Arbeitserlaubnis mit wenig sozialen Kontakten und kaum Perspektive. Im Sport sprechen alle Menschen die gleiche Sprache und auf dem Spielfeld zählt weder Herkunft noch Hautfarbe, noch Religion. Es gelten die Regeln des Spiels und des menschlichen Miteinanders.

Wie der Sporttag ankam

Diese Frage habe ich mir im Vorfeld schon gestellt. Aber meine anfängliche Unsicherheit war vollkommen unbegründet. Als die Fußballschuhe geschnürt waren und der erste Volleyball flog, waren all diese Sorgen vergessen! Die Flüchtlinge waren unkompliziert und offen. Durch die flexible Gestaltung und bei der Planung berücksichtigten kulturellen Unterschiedlichkeiten war der Tag einfach genial.

Wobei wir schnell erkannten, dass es gar keine wirklichen Unterschiede gibt. Wir begegneten uns auf Augenhöhe, denn Sport verbindet! Schnell vergaßen wir, dass hier Menschen mit den unterschiedlichsten, unvorstellbarsten Geschichten vor uns stehen. Ich merkte, manchmal braucht es Kleinigkeiten, um Menschen eine Freude zu machen!

In den Gesprächen mit den Flüchtlingen erzählten sie von ihrer Heimat oder wie lange sie bereits in Deutschland sind. Ein junger Mann fragte mich, ob wir nicht noch Praktikanten suchen. Spätestens da wurde mir klar, dass ein Umdenken stattfinden muss.

Vor uns standen gebildete junge Menschen. Menschen, die an diesem Tag das Leid aus der Vergangenheit vergessen wollten. Menschen, die nach vorne blicken. Wir sollten ihnen eine Perspektive geben. Wir alle sollten Akzeptanz und Offenheit gegenüber den Flüchtlingen demonstrieren, sportliche Brücken bauen und vermehrt soziales Engagement in unseren Arbeitsalltag integrieren.

Welche Projekte dieses Jahr noch anstehen

Ein weiteres Flüchtlingsprojekt im Raum Baden sowie der Besuch eines Kinderhortes – mit sportlichem Programm – im Raum Kassel unter Mitwirkung von weiteren 24 SG Stern-Kollegen machen den Abschluss in 2015.

Unser Engagement soll selbstverständlich auch darüber hinaus weitergehen. Daher freue ich mich, dass die SG Stern in verschiedenen Gremien auch stets über weitere Konzepte nachdenkt und bereits gelaufenen Aktionen hinterfragt.

Auch im Nachhaltigkeitsbericht (2013) der Daimler AG wird das mit dem Satz „Nachhaltigkeit bei der Nachhaltigkeit“ angesprochen. Diesen haben wir uns zu Herzen genommen. Wir bleiben am Ball und ich persönlich freue mich, dass ich einen Arbeitgeber habe, der es mir ermöglicht meine soziale Kompetenz zu stärken und diese Themen im Arbeitsalltag verankert.

Das Auto gestaltet die Zukunft

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Beim Ars Electronica Festival im stillgelegten Linzer Postverteilerzentrum trafen sich Technik-Cracks, Künstler, Architekten sowie Ingenieure aus aller Welt und beschäftigten sich mit dem Leben in der Stadt von morgen. Mittendrin: Der autonom fahrende Mercedes-Benz F 015 und Daimler-Experten aus Zukunftsforschung, Design und Entwicklung.

Wolkenkratzer aus Beton schnellen in die Höhe, vielspurige Highways verdrängen lästige Fußgängerwege und Automassen donnern mitten durch die Innenstädte: Soweit die Vision von der Stadt der 1960er, wie sie auf der New Yorker Weltausstellung im Jahr 1939 präsentiert wurde. Dass wir Menschen uns Gedanken über die Zukunft unserer Lebensräume machen, ist also nichts Neues.

POST CITY – Die Stadt von Morgen

75 Jahre später besuche ich das Ars Electronica Festival im österreichischen Linz und hier zeigt sich mir ein völlig neues Bild von der Zukunft der Städte: Grünflächen kehren in die Innenstädte zurück und mobile Erlebniskapseln bewegen sich autonom emissionsfrei am Boden oder in der Luft – von Autos im herkömmlichen Sinne spricht keiner mehr. Doch der Reihe nach.

Seit 1979 beschäftigt sich die Ars Electronica in Linz mit zukunftsweisenden Entwicklungen und gilt seither als Treffpunkt innovativer Köpfe aus Kunst, Technologie und Gesellschaft. Das diesjährige Festival stand unter dem Motto „POST CITY – Lebensräume für das 21. Jahrhundert“ und setzt sich im Rahmen von Ausstellungen, Vorträgen, Symposien und Workshops mit dem Leben in der Stadt von morgen auseinander. POST CITY – die Stadt nach all dem also, was gerade im Gange ist: Urbanisierung, Digitalisierung und Klimawandel.

Städte der Zukunft – kein Platz mehr für Autos?

In der langen Schlange vor der Slow-Food-Bäckerei, die sich unter einer der riesigen alten Postrutschen installiert hat, schnappe ich auf: Laut UNO-Prognosen wird 2050 über 70 Prozent der weltweiten Bevölkerung im urbanen Raum wohnen. Ob es denn in den Städten der Zukunft überhaupt noch Platz für Autos geben wird? „Wir glauben nicht, dass das Auto, wie wir es heute nutzen, völlig verschwinden wird“, so Vera Schmidt, Leiterin Advanced Digital Design bei der Daimler AG, fügt jedoch hinzu: „Sharing-Modelle werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen, denn schon jetzt wird das Auto im Alltag die größte Zeit über geparkt.“

„Das Auto hat im letzten Jahrhundert unser Leben geformt – Wohnen, Arbeiten, Vergnügen, einfach alles. Es war wie man heute sagen würde ein ‚Change Agent‘“, erklärt Daimler-Zukunftsforscher Alexander Mankowsky beim Symposium Future Mobility. „Wir müssen uns fragen: Was sind die menschlichen Talente, die wir nicht automatisieren wollen? Und welche Aufgaben geben wir an Maschinen ab?“

Das Auto der Zukunft: Ort für Entspannung und Ruhe

Einen Vorschlag zu dieser „Verteilung der Talente“ macht der autonom fahrende Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion, das Objekt der Begierde auf der POST CITY-Ausstellung. Die Stadt, in der sich das Zukunftsauto bewegt, ist eng und überfüllt, hektisch und komplex. Das Lenken und Reagieren auf Gefahren im dichten Verkehr der Stadt von morgen übernimmt deshalb das Auto und bietet dem Insassen im Interieur Zeit zur Entspannung und Ruhe vor der Reizüberflutung im zunehmend vernetzten Alltag.

„Der F 015 besticht vor allem durch sein geräumiges Interieur“, betont Holger Hutzenlaub, Leiter Advanced Design Daimler AG. Erlebnis, Einfachheit, Authentizität und High-Tech verkörperten hier den modernen Luxus.

Im Innenraum ist der F 015 zwar tatsächlich mit allerlei High-Tech ausgestattet, der wahre Luxus des Autos zeigt sich meiner Meinung nach jedoch in einer sehr einfachen Funktion: Durch die drehbaren Vordersitze können sich nun alle Insassen gegenübersitzen um sich beim Gespräch zu entspannen. Zeit und Raum für das Wesentliche ist der Luxus von morgen.

Back to the roots

„Digitales ist nicht mehr cool. Die Menschen sehnen sich wieder zurück zu ursprünglichen Bedürfnissen wie sozialen Kontakten oder Ruhe“, stellt Alexander Mankowsky fest. Das war auch eine zentrale Erkenntnis aus den drei Arbeitsgruppen des Future Innovators Summit, einer fachlich und kulturell bunt besetzten Ideenschmiede für die Stadt von morgen, an der unter anderem drei Ingenieure aus dem Hause Daimler teilnahmen.

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„Ein positiver und aufregender Kulturschock“ sei die Arbeit in der Gruppe gemeinsam mit Künstlern, Architekten und IT‘lern aus der ganzen Welt gewesen, erzählt mir Marcus Fiege, Teamleiter für Lichtinnovationen. Sein Daimler-Kollege aus dem Bereich User Interaction, Lars Lütze, stellt dennoch fest: „Die Ängste aber auch Bedürfnisse mit Hinblick auf die Stadt von morgen sind, unabhängig von der kulturellen Herkunft, größtenteils dieselben.“ Eine wichtige Frage sei daher, wie intelligent die Stadt der Zukunft sein darf, bevor die Menschen beginnen Angst vor ihr zu haben.

Eine der Arbeitsgruppen beschäftigte sich mit dem Thema informiertes Vertrauen in einer Welt, in der die Menschen von sich autonom bewegenden Robotern umgeben sind und alles miteinander vernetzt ist. Beim Blick über die Schultern der Diskussionspartner wird mir schnell klar: Unter dem Einfluss der zunehmenden Digitalisierung sehnen sich die Menschen offenbar zurück nach analogen und mit allen Sinnen erlebbaren Elementen.

Proaktive Kommunikation

Roboter-Psychologin Martina Mara vom Ars Electronica Futurelab betont außerdem, dass Roboter auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen müssen: „Die autonomen Maschinen der Zukunft werden etwa über Leucht- und Tonsignale mit ihrer Umwelt interagieren, denn erst die proaktive Kommunikation nach außen schafft Vertrauen.“

Den Grundwortschatz für die Mensch-Maschine-Interaktion zeigen mir kleine Drohnen und Bodenroboter im sogenannten Shared Space der POST CITY-Ausstellung. Über Lichtprojektionen kommunizieren die Roboter sowohl untereinander als auch mit den Menschen, stellen verschiedene Verkehrsszenarien dar und reagieren auf die Körpersprache von Passanten.

Mehr Miteinander durch Dezentralisierung

Ein weiteres Thema beim Future Innovators Summit war die Frage, wie die Stadt von morgen aussehen muss, um gegen zukünftige Gefahren gewappnet zu sein. Nachvollziehbar, dass die Diskussion hier stark von den Erfahrungen der japanischen und philippinischen Teilnehmer geprägt war, die sich bei den Visionen zum zukünftigen Stadtbild vor allem auf Szenarien zum Schutz vor Katastrophen konzentrierten.

Taifun Haiyan habe gezeigt, berichtet Aktivistin Pamela Cajilig, wie viel der Zusammenhalt von Menschen auch dank der sozialen Netzwerke bewirken kann. Das heutige Stadtbild fördere nicht Zusammenhalt und Integration sondern ganz im Gegensatz Anonymität und Ausgrenzung.

„In der Stadt der Zukunft muss der Mensch wieder im Mittelpunkt stehen“, fasst Nadine Sinner, bei smart zuständig für Innovationskonzepte, zusammen. Die Dezentralisierung und Anordnung der Stadt in einzelnen, stark miteinander interagierenden Clustern stärke die Widerstandsfähigkeit bei zukünftigen Herausforderungen.

Kreativität durch Kontraste

Kreativität gewann die Veranstaltung insbesondere durch die starken Kontraste auf allen Ebenen: der Charme des stillgelegten Industriegebäude als Schauplatz für zukunftsgewandte Fragen, Teilnehmer mit den verschiedensten fachlichen sowie kulturellen Hintergründen und tausende Besucher darunter Jung und Alt.

Die Eindrücke dieser fünf Tage – geballte Inspiration – sind schwer in Worte zu fassen und zeugen dennoch von einer Zukunft, die nichts mehr mit dem Bild zu tun hat, das die New Yorker Weltausstellung im Jahr 1939 von der Zukunft zeichnete.

Kein Tag wie jeder andere

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ABC – das sind oft die ersten Buchstaben, die Flüchtlinge lernen, wenn sie nach Deutschland kommen. ABC – das steht aber auch für den Arab Business Circle, ein Netzwerk für Arabischstämmige und Interessierte, das bereits tatkräftig hilft, wo es kann, um Flüchtlinge zu unterstützen. So auch beim Fußballturnier für Flüchtlingskinder in Stuttgart-Freiberg.

Während in der Politik noch über Grenzen, Unterkünfte und die Kostenverteilung bei der Flüchtlingsversorgung diskutiert wurde, haben wir beschlossen alle Kräfte zu mobilisieren und den Flüchtlingen in unserem Umfeld zu helfen. Am 19. September, genau zwei Monate nach unserem ersten Besuch im Flüchtlingsheim fand das Fußballturnier statt, zu dessen Teilnahme mein Kollege Ramy Tayem im letzten Artikel aufgerufen hatte.

Raus aus dem tristen Flüchtlingsalltag

Unser Ziel, einheimische und Flüchtlingskinder zusammenzubringen und Abwechslung in das trostlose Alltagsleben der Flüchtlingskinder zu bringen. Viele Kinder sind während des Nachmittages auf sich alleine gestellt, da ihre Eltern mit Behördengänge, Arztbesuche oder Beratungsgespräche zu tun haben. Danach fehlt Ihnen oft die Zeit und Motivation sich aktiv mit ihren Kindern zu beschäftigen.

In zahlreichen Abstimmungen per Mail und Telefon, die teilweise bis in die Nacht andauerten, plante das Organisationsteam Verpflegung, Spielpläne und Turnierregeln. Welche Gruppen gibt es? Wo und wie wollen wir spielen lassen? Wie organisieren wir den Fahrdienst für die Flüchtlinge? All solche Fragen galt es zu klären. Wichtig war, dass einheimische und Flüchtlingskinder gemeinsam in einem Team spielten.

(c) Arab Business Circle

Deshalb wurden auch angemeldete, komplette Jugendmannschaften aufgeteilt, damit der Anteil von Flüchtlingskindern und Einheimischen etwa gleich war. Von Aushängen über handschriftliche Plakate, bis hin zur Kommunikation mit den Helfern, wurde alles für das Turnier geplant. Die Kommunikation lief sowohl digital über Facebook, darüber hinaus informierten wir auch Caritas und weitere wohltätige Verbände.

Am Ende waren 85 Kinder und mehr als 150 Helfer vor Ort. Letztere haben sich aufgrund des letzten Blogbeitrags bei uns, über die dort angegebene E-Mailadresse, angemeldet.

Flüchtlingskinder aus vielen Nationen

Dann war es endlich soweit. Nach und nach trudelten die Teilnehmer auf dem Sportplatz des TV Cannstatt ein. Es waren deutsche Kinder dabei, aber auch syrische, irakische, kurdische und kosovarische. Am Anfang waren die Flüchtlingskinder schüchtern, doch kaum waren die Fußbälle ausgeteilt, wandelte sich ihre Schüchternheit in Begeisterung.

(c) Arab Business Circle

Die engagierten Helfer waren von Anfang an mit Feuer und Flamme dabei und zeigten viel Eigeninitiative. Ein anfangs kaputt geglaubter Pavillon beispielsweise konnte, dank einer fleißigen Helferin, doch noch aufgerichtet werden. Auch zwei Fehler im Spielplan wurden entdeckt. In einer kurzen Ansprache des Orgateams auf Deutsch und auf Arabisch wurden alle herzlich willkommen geheißen. Eine Gruppe von Flüchtlingskindern konnten wir noch mit Sportbekleidung, die gespendet wurde, ausstatten.

„Champions Brazuka“, „Teufelskicker“, „The Kings“

Schließlich wurden die Kinder nach Alter in Gruppen eingeteilt und jeweils den beiden Mannschaftsbetreuern zugewiesen. Anschließend durfte sich jedes Team einen Namen ausdenken. Der Fantasie der Kinder war dabei keine Grenze gesetzt: „Champions Brazuka“, „Teufelskicker“ oder „The Kings“ um nur einige der Mannschaften zu nennen.

(c) Arab Business Circle

Motivation und Leidenschaft

Leidenschaftlich motivierten die Mannschaftsbetreuer und Trainer ihre Spielerinnen und Spieler. Schon nach einer kurzen Einspielphase freundeten sich die Kinder an. Zwei Mädchen, eines syrisch und eines kosovarisch aus unterschiedlichen Unterkünften, die sich vorher nie gesehen haben, kümmerten sich zum Beispiel rührend um ein kleines deutsches Mädchen, obwohl sie nicht dieselbe Sprache sprachen.

Eine Mannschaftsbetreuerin verstand sich auf Anhieb so gut mit einem syrischen Mädchen, dass sie ankündigte, sich direkt um eine Patenschaft zu bemühen. Solche Szenen beobachteten wir mit Stolz, während auf der einen Hälfte des Spielfeldes einige Mannschaften trainierten und auf der anderen Hälfte auf zwei Spielfeldern die ersten Partien gepfiffen wurden.

(c) Arab Business Circle

Dass plötzlich ein Team komplett zu fehlen schien (da ist bei der Einteilung etwas schief gelaufen) und somit der Spielplan nicht aufging, stellte für die zahlreichen Helfer kein Hindernis dar. Kurzerhand wurde eine Improvisationsmannschaft aus freiwilligen Erwachsenen zusammengestellt, welche die Lücke füllte. Auch dass die Kinder nicht die gleiche Sprache sprachen, tat der Freude am Spiel keinen Abbruch. „Fair Play“ kennt nun mal keine (Sprach)grenzen.

Freude auch beim Essen

Die Kinder, auch die Allerkleinsten, hatten so viel Spaß am Fußballspielen, dass sie erst von ihren Trainern auf die Mittagspause aufmerksam gemacht werden mussten. Und was für ein Mittagessen es gab! Unzählige freiwillige Helfer steuerten Kuchen und Salate zum Buffet bei, das von den hungrigen Kindern gestürmt wurde. Doch damit war noch nicht genug.

(c) Arab Business Circle

Die fleißigen Sportler erwarteten dampfende, ofenfrische Partypizzen. Da gab es kein Halten mehr. Die Helfer, die die Pizzen verteilten, hatten alle Hände voll zu tun, alle hungrigen Kicker zu versorgen. Für uns war es selbstverständlich, dass die Kinder kostenlos Trinken und Essen konnten. Nachdem alle versorgt waren, ging es für die jungen Spieler zurück auf den Sportplatz.

Neue Kontakte – nicht nur bei den Kindern

Nicht nur dort knüpften sich schnell neue Freundschaften. Am Buffet saßen die Mütter einiger Kinder, etwas abseits alleine eine junge Frau. Als eine deutsch-arabisch sprechende Helferin sie entdeckte, sprach sie mit ihr und vermittelte sie zu den anderen Frauen. Kurz danach unterhielten sich alle angeregt. Dabei tauschten sie sich beispielsweise über Ärzte oder Einkaufsgelegenheiten aus.

(c) Arab Business Circle

Begeisterung und Stolz

Die mehrsprachigen Helfer waren es auch, die mit den Kindern sprachen und Stimmungen einfingen, als sich das Turnier dem Ende zuneigte. Ein deutscher Junge war so stolz teilgenommen zu haben, dass er davon in seiner Schule berichten wollte. Auch die Helfer waren begeistert: „Ich war auch mal Flüchtling und habe sehr gerne geholfen. Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei.“

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Eines hatten alle Kinder gemeinsam: Sie strahlten über das ganze Gesicht. Als wir die Kinder in den Heimen trafen, waren viele noch schüchtern und traumatisiert. Heute sind sie am Toben und Lachen. Unser Ziel, die Kinder aus ihrem tristen Alltag herauszuholen und Brücken zwischen den Flüchtlingen und den Stuttgartern zu bauen, hatten wir also erreicht.

Mut machen!

Jedoch wollten wir den Kindern auch zeigen, dass man, egal woher man stammt, gemeinsam Dinge bewegen kann und im Leben alles möglich ist. Auch, wenn es sich in unserem Fall lediglich um ein Fußballturnier handelt. Deshalb wurden am Ende auch alle Teilnehmer mit einer Goldmedaille beehrt. Nach all den Dingen, welche die Kinder mit ihren Familien durchmachen mussten, sind sie für uns alle Sieger.

(c) Arab Business Circle

Am Ende des ereignisreichen Tages durften die Kinder noch Essen und die großzügig von der Fußballabteilung gespendeten Sportkleidung mit nach Hause nehmen. Für einige der Kinder ein unfassbar wertvolles Geschenk und, neben der Medaille und der Urkunde, ein tolles Erinnerungsstück an das Turnier.

Kein Tag wie jeder andere

Obwohl einige Helfer ausfielen, bildeten sich am Ende doch genügend Fahrgemeinschaften um alle Kinder wohlbehalten zurück in ihre Heime zu fahren. Und so endete für die zahlreichen Helfer und Kinder ein Tag, der nicht war wie jeder andere.

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an ALLE Helfer und Unterstützer, die diesen fantastischen Tag ermöglicht haben. Ohne euer Engagement wäre das Turnier nicht machbar gewesen. Es ist bemerkenswert, was wir alle auf die Beine gestellt haben. Unser Dank gilt aber auch unseren Familien, die in den letzten Wochen etwas zu kurz gekommen sind.

(c) Arab Business Circle

Das Jungle Camp: Im illegalen Flüchtlingslager von Calais

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Jungle is for Animals – Wie der anonyme Flüchtling auf einmal zum Menschen mit einem Gesicht wird. Acht Tage Herbsturlaub, Strand auf Mallorca und mit den Chicas in die Disco? Am Ende dieses Sommers der Migrationsbewegungen geht das nicht. Ich musste nach Calais – ins sogenannte Jungle Camp an der französischen Kanalküste.

Ein etwas längerer Bericht, aber ich konnte nicht kürzer. In der nordfranzösischen Hafenstadt befindet sich der Fährhafen ins englische Dover und das Terminal für den Eurostar, die Zugverbindung durch den Kanaltunnel. Das zieht tausende von Flüchtlingen an, die von hier – oft bedingt durch verwandtschaftliche Beziehungen und die alten Kolonien – nach England möchten. Hier hausen bis zu 5.000 Migranten, sozusagen als menschliches Strandgut in das Lager geschwemmt, eingeklemmt zwischen den verschiedenen Rechtssprechungen, ohne Hoffnung in ihr Wunschland reisen zu dürfen.

Keine Möglichkeit des Zurücks

Viele Migranten ziehen monatelang durch Afrika oder kommen aus dem Nahen Osten, quer durch Europa – meist zu Fuß – und sind entsprechend erschöpft. Der einzige Ausweg, da es ein Zurück nicht gibt, ist die illegale Schwarzfahrt mit einem Lkw oder der Sprung auf das Dach eines Eurostar-Zuges, der oft genug tödlich oder mit abgetrennten Gliedmaßen endet. Rechtlich gesehen handelt es sich bei diesen Flüchtlingen um Menschen, die illegal nach Europa eingereist sind, auch abgelehnte und damit ausreisepflichtige Asylbewerber, oder legal Eingereiste, deren Besuchsvisum längst abgelaufen ist.

Jede Medaille hat jedoch zwei Seiten. Als Lkw-Pressesprecher, Partner und Leser von Nutzfahrzeug-Fachzeitschriften kenne ich bisher nur die eine Seite, die berechtigte Seite der Fahrer, Spediteure und Grenzbeamten. Sie müssen ihren Transportauftrag durchführen und entsprechend der Gesetze ihrer Länder den geregelten Grenzübergang sicherstellen. In Calais werden nun weitere Sondereinheiten der Gendarmerie CRS und der britischen Borderpolice zum Schutz der Fahrer eingesetzt.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr BGL hatte die Situation angemahnt: “Fahrer fürchten um Leib und Seele“. Nach Angaben der britischen Polizei gab es im ersten Halbjahr rund 20.000 abgewehrte Eindringversuche nach England. Das Auswärtige Amt in Berlin warnt: „Beihilfe zur illegalen Einreise ist im Vereinigten Königreich mit Haftstrafen von bis zu 10 Jahren sowie einem Bußgeld von 2000 Britischen Pfund (=2.800 Euro) pro mitgeführtem illegal Einreisendem belegt.“ Diese Strafe wird pro Eindringling berechnet und ist vom Fahrer zu bezahlen. Das kann ihn schnell ruinieren. Dass da kein Verständnis oder gegenseitiges Interesse zwischen Fahrer und illegalem Flüchtling herrscht, ist klar.

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Der Weg ins Jungle Camp

Aber das ist wie gesagt, nur die eine Seite der Medaille, die ich hoffentlich objektiv genug dargestellt habe. Aber jetzt habe ich mich auf das Abenteuer eingelassen, in das Jungle Camp zu fahren und die Menschen selbst kennenzulernen – privat, als Urlaubsreise sozusagen. Mein Credo ist, schon Zeit meines Lebens, die Dinge selbst unter die Lupe zu nehmen, sich nicht von Anderen was erzählen zu lassen, mit der Verpflichtung es neutral weiter zu berichten.

Abends um 19.00 Uhr bei Lille in Nordfrankreich suche ich über das Smartphone eine günstige Unterkunft in Calais. Als privat Reisender muss es kein Luxus sein. Das Formula 1 hat noch ein Plätzchen frei, 30 € für 3 Personen, absolut LowBudget. Ein bisschen Angst habe ich schon, alleine möchte ich nicht in dieses Dickicht des Jungel Camps. Im Formula 1 angekommen, der Herr im Himmel scheint es gut mit der Sache zu meinen, falle ich in die Hände einer dort logierenden englischen Aktivistengruppe. 15 Mädels (ich sag immer Mädels) im Alter von 16 bis 70 und ein junger britischer Ex-Soldat. Sie sind froh, in mir einen Dokumentaristen gefunden zu haben, und ich bin froh mit den Aktivisten ins Camp zu kommen.

Meterhohe Zäune um die Naherholungsdünen

Am nächsten Morgen geht es vom Gelände des Eurotunnel-Terminals, wo unser Hotel steht, über die Autobahn Richtung Fährhafen. Kurz vor dem Hafen beginnen plötzlich die meterhohen Zäune. Bei der vierten Abfahrt geht es in das Industriegebiet der Rue des Garennes. Ein Gendarmeriefahrzeug steht hier unaufdringlich. Nach Verlassen der Autobahn sind wir plötzlich in „der“ anderen Welt. Die Rue Garennes geht links unter der Brücke zum Fabrikgebiet, um uns nur nur Feldwege und Unmengen von Hütten und Zelten.

Das waren früher die Naherholungsdünen, die am Atlantikstrand enden. Jetzt stehen hier hunderte von kleinen Zelten oder selbstgezimmerten Hütten aus allen erdenklichen Abfallmaterialien. Die Chemiefabrik stößt süßliche Abgase in die Luft, die gleichzeitig den Würgereflex ansprechen. Wir stellen die Fahrzeuge voll mit alltäglichen Hilfsgütern bei François, einem französischen Aktivisten ab, der hier eine Lagerhalle seines Eventunternehmens (Light & Sound) zur Verfügung stellt.

Kurzes Briefing, wer welche Leute im Camp sind. Erster Schritt: Kurzer Gang durch das Camp, damit die „Gäste“ die neuen Helfer durch den ständigen Betreuer vorgestellt bekommen. Als Zweites die Verteilung der mitgebrachten Hilfsgüter an die Flüchtlinge und als drittes die Bitte am Abend bei der Essensausgabe im „Jules-Ferry-Centre“ zu helfen.

Wir stapfen entlang der meterhohen Zäune, an der süßlich-stinkenden Fabrik vorbei, zurück zur Unterführung und damit Eintritt ins “andere“ Reich. Neben der Fabrik ist ein gesicherter Lkw-Parkplatz, ein „.Parc Fermé“. Innen stehen Mannschaftswagen der Gendarmerie CRS. Auf der Straße halten zwei Polizeitransporter an und ziehen mehrere Flüchtlinge, deren Fluchtversuch gescheitert ist, aus dem Trailer. Sie kommen entweder in Verwahrung für 24 Stunden, oder gleich zurück zum Jungle Camp.

Freundlicher Empfang im Flüchtlingslager

Das Lager empfängt uns freundlich. Es sieht so harmlos aus. Strahlender blauer Herbst-Himmel. Alle erdenklichen Formen und Architekturen von Elendshütten, alle sichtbar ohne Plan gebaut. Aus Paletten und Waldholz wird das tragende Gerüst erstellt und mit Tauen verzurrt. Pappkartons sorgen für Winddichtigkeit und Wärmeisolierung. Und Plastikplanen sorgen dafür, dass die Pappe bei Regen nicht durchweicht. Der Dachhimmel ist mit alten Stoffen abgehängt. Paletten bilden den Fußboden zum Sand und sind mit Decken und Schlafsäcken ausgestattet.

An Wasserrohren waschen sich die Menschen öffentlich, in der großen Mehrzahl junge Männer. Es gibt nicht nur Wohnhütten, sondern ebenso gebaute Geschäfte für Lebensmittelkonserven, Getränkedosen. Geschäfte die Handybatterien mit einem Benzingenerator aufladen und SIM-Karten verkaufen. Einige „Restaurants“ bieten pakistanische Hühnchen und andere afghanisches Essen an. Es ist wie vor 12 Jahren, als ich in Kabul war: Die fliegenübersäten Fleischstücke werden so heiß gegrillt, dass sowohl Fliegen, als auch mitwohnende Parasiten vom Feuer verkohlt und vernichtet sind.

Mobilität: in die 5 km entfernte Stadt heißt für die Migranten Fahrrad fahren. Ein Aktivist hat einen kostenfreien Fahrradreparaturservice aufgemacht. Viele Flüchtlinge wuseln mit ihren runtergekommenen Drahteseln durch die Stadt, der Calaiser achtet verstärkt auf sein Fahrrad. Manches Fahrrad lehnt auch am Eurotunnel, weil dem Benutzer die Flucht durch den Kanal in der Nacht zuvor gelungen ist.

Verschiedene ethnische „Stadtbezirke“

Das Lager hat eigene Stadtbezirke, wo sich die Ethnien zusammenraufen. Es gibt afghanische und pakistanische Viertel, sudanesische Viertel, afrikanische Viertel, balkanesische Gruppierungen und natürlich eine große syrische Community. Die Einwohner sind erschöpft von ihrer langen Reise und desillusioniert was ihre Zukunft angeht. Wir sind selbst Zeuge geworden wie schnell sich eine Massenschlägerei zwischen verschieden Gruppen explosiv Bahn bricht. Angefangen mit Hieben einer Krücke fallen um die Mittagszeit dutzende von Flüchtlingen übereinander her. Es wird so hart gekämpft wie es in der Natur eben üblich ist – aber selten in der Zivilisation.

Um einen Gegenpol zur Trostlosigkeit und Aggression zu bieten, haben eritreische Christen ihr hölzernes Gotteshaus gebaut, in dem aber alle zu ihrem Gott beten dürfen. Man könnte es anschauen, wir tun es aber nicht um die Leute nicht zu stören.

Afrikanische Verhältnisse mitten in Europa

Die Feldwege zeigen immer wieder neue Eindrücke. Ein Weg ist von den Waschstellen total unter Wasser gesetzt, die Hütten werden von den Strömungen umspült, plötzlich fühle ich mich wie in Afrika. Schwerbepackte Leute kommen von den Dünenwäldern, einen halben Kubikmeter dürres Brennholz auf ihrem Buckel oder in einem „entliehenen“ Lidl-Einkaufswagen. Ich bin zwar auf europäischem Boden, aber eigentlich bin ich im Jungle Camp in Afrika.

Alles geht im Lager

Um die Kurve steht ein Fahrzeug der Premiumklasse, Coupé mit Londoner Kennzeichen. Die Leute tuscheln, dass es sich um einen Exil-Afghanen handelt, dem viele Häuser in London gehören, und der hier im Lager die beschriebenen Kaufläden und andere geschäftliche Aktivitäten koordiniert: Alkoholverkauf, Telefone, gefälschte Pässe, einen Nachtclub (aus Holz und Pappe gebaut), Rauschgift und last but not least: Prostitution.

5.000 Bewohner, 20.000 Fluchtversuche im Halbjahr

Wir treffen einen iranischen Wissenschaftler, der vor den gereichten Süßigkeiten an seine kleine Tochter abwinkt. Es ist ein emsiges Treiben und Laufen. Die Leute haben trotz keiner Aufgabe sichtbar Stress. Bei 5.000 Bewohnern und 20.000 Fluchtversuchen im Halbjahr, muss jeder Flüchtling viermal pro Halbjahr die Flucht wagen, kehrt aber meist wieder erfolglos zurück, da die englische und französische Polizei einen immer engeren Cordon um die Fluchtpunkte Tunneleingang und Lkw-Trailer ziehen.

Viele Möglichkeiten auf der Flucht zu sterben

Manche kommen gar nicht zurück. Dann heißt es, der nette afghanische Junge sei von der Oberleitung „gegrillt“ oder vom Zug überrollt, oder im Lkw erstickt. Zwischen dem Jungle und London gibt es viele Möglichkeiten zu sterben.

Inzwischen hat uns François durch das Camp geführt, uns mit den Bewohnern bekannt gemacht. Es ist Mittag, die Leute kochen sich mit allen metallenen Gegenständen, die einen Topf ersetzen, etwas Warmes, meist Bohnen aus der Dose. Manche verschämt, manche sehr offen, die uns zum Einkehren auffordern und Fotos zu machen, damit die Welt sieht, wie es ihnen geht. Vor einer bunten Hütte tanzen fröhlich eine Frau und ein Mann. Ja das Leben geht weiter.

Am Nachmittag rollen meine englischen Aktivisten ihre rechtsgesteuerten Clios und Polos über einen Feldweg zum „Jules-Ferry-Centre“, vor dem sie ihre mitgebrachten täglich benötigten Waren, wie Hygieneartikel, Kinderbedarf inklusive Windeln und Babyessen, Spielzeug und Kleidung an die sofort zusammenströmendem Leute verteilen.

Vom „offiziellen Europa“ im Stich gelassen

Die jüngste Aktivistin tut es Papst Franziskus gleich. Viele Flüchtlinge haben durch die hunderte von Kilometern und mehr, die sie durch Europa mit abgelaufenen Sandalen oder Flip-Flops gelaufen sind, entzündete und vereiterte Füße. Sie kniet nieder in den sandigen Boden und versorgt die blutigen Füssen mit Desinfektion, Salben und anschließend Verbänden.

Die anderen Mädels haben feuchte Augen vor Beklommenheit. Es geht schon an die Seelen von den Helfern und den Flüchtlingen. Auch die Flüchtlinge sind traurig, da gibt es keine hochmütigen „Europe, we conquer you“-Blicke. Dankbarkeit für die Mädels, weil die Flüchtlinge erkennen wie sie vom offziellen Europa im Stich gelassen werden, in ihrem Dünencamp neben der stinkenden Chemiefabrik.

Duschen und Smartphoneaufladen nach Plan

Das „Centre Jules Ferry“, eine ehemalige Kinderferienanlage am Atlantikstrand, öffnet zweimal am Tag seine stählernen Pforten. Um 11.00 h dürfen die Flüchtlinge – jeder 5 Minuten lang – duschen. Das das Gedränge ist riesig. Zudem sie hier ihre Telefone kostenlos aufladen. Überhaupt: Das „Smart“-Phone in der Hand eines Flüchtlings regt viele Bundesbürger auf. „Wenn die so ein Smartphone haben, geht es denen zu gut, da brauchen wir nichts spenden“.

Das smart-Phone ist für einen Flüchtling ein lebensnotwendiges Werkzeug um mit der Familie Kontakt zu halten, vermisste Verwandte und Freunde zu lokalisieren, auf Facebook die neuesten Fluchtrouten vom Balkan nach Calais und weiter nach England zu empfangen und natürlich sich an Frau Merkel zu erfreuen, die das gute Deutschland darstellt. Auf der Flucht aus Ostpreußen hatten meine Großeltern nur das Rote Kreuz um Vermisste zu suchen. So „what‘s wrong with a phone!“

Täglich eine warme Mahlzeit

François ruft zum dritten Teil des heutigen Tages und zum wohl Wichtigsten. Frankreich und England halten sich – außer mit Investitionen in den fünf Meter hohen Grenzschutzzaun – mit Hilfen für die Flüchtlinge zurück. Alleine für den Betrieb der Essensausgabe bekommt die französische Hilfsorganisation „La Vie Active“ Geld für das Centre Jules Ferry-Flüchtlingsempfangszentrum.

Es reicht für die eine tägliche warme Mahlzeit für die Campbewohner. Es wird strikt zwischen 17.00 Uhr und 19.00 Uhr ausgegeben, wer zu spät kommt, den bestraft der Hunger. Das war besonders in der Ramadan-Zeit problematisch, da im Tageslicht das Fasten nicht gebrochen werden darf, die Leute hungrig in den Schlafsack gingen und entsprechend aggressiv waren.

Hunger macht agressiv

Es sind nicht genügend Helfer da. Schluss mit den wichtigen Dokumentations-Fotos. Jetzt muss jeder anpacken. Die Aktivistinnen-Mädels sollen in der Küche das Essen ausgeben. Wir Männer in gelben Westen sollen an der 2000 m langen Warteschlange „onguard“ stehen und dafür sorgen, dass keiner der wartenden hungrigen Flüchtlinge über das Gitter springt oder sich in der Warteschlange nach vorne drängelt. Das würde unweigerlich – gerade zwischen den verschiedenen Ethnien – zum sofortigen Gewaltausbruch führen.

Da trifft es sich gut, dass der englische Aktivist zwei Jahre bei der Armee war und ich Bundeswehrreservist und THW-Helfer. Das Wichtigste in der Warteschlange ist,  mit den Wartenden zu reden und sich mit ihnen über ihre Herkunft und ihre Flucht und die Zukunft zu unterhalten. Einer der jungen Migranten, meinte er sei ein guter Automechaniker. Ob ich nicht bei Mercedes-Calais nach Arbeit für ihn fragen könnte. Der gute Nebeneffekt war, dass wir nun alle Einwohner gesehen haben, und sie uns gesehen haben. Als wir die nächsten Tage, nach den abendlichen Essensausgaben, durch das Lager gingen, haben uns alle gekannt, freundlich gegrüßt und mich fotografieren lassen.

Abends gingen wir sehr müde durch das Camp zurück zu unseren Auto. Vorbei an den Zelten. Die Menschen machten sich zum großen Teil nach dem stärkenden Essen auf den drei Stunden langen Weg zum Eurotunnel um dort gegen Mitternacht zu versuchen auf die Züge zu springen. „Kommt gut durch die Nacht. Whatever train you catch“, dachten wir. Vor der Autobahnunterführung leuchteten die Zelte im Gegenlicht der untergehenden Sonne, im Epizentrum der Sonne, die Chemiefabrik.

Am nächsten Tag kam schon eine gewisse Routine in die Tätigkeiten. Die Mädels kauften in den Supermärkten aufgegebene Bestellungen und zusätzlich in den Eisenwarengeschäften alle Bestände an Müllaufpick-Zangen auf. Die Pfade zwischen den Zelten und Hütten sind wahnsinnig vermüllt und dreckig. Es kann nicht sein, so befanden die Mädels und besonders der Soldat, dass wie gesehen englische Helfer mit Spaten und Mistgabel den Müll in Lidl-Einkaufwagen füllen und fortführen. „Nicht Fisch zum Essen verteilen, sondern besser Fischernetze zum Fischefangen“, heißt das Motto. Wer Müll macht, schafft ihn auch wieder weg; so machten die Mädels, mit der Verteilung der Müllgreifer an die Flüchtlinge, ein neues Kapitel in der Infrastruktur des Dschungels auf.

Überhaupt die Ladies: Als Helfer muss man kein Asket sein. Margeret, die mittelälterliche Helferin fährt auf der Insel einen Jaguar, ihr Gatte einen Range-Rover. Es ist nicht wichtig was man hat, sondern dass man erkennt wo Hilfe vonnöten ist.

Lade jemand Fremdes zum Tee ein

Einer meiner Höhepunkte des Dschungel-Aufenthalts und ein starker Grund warum mich diese Erlebnisse aufschreibe, war die Einladung unserer Gruppe in eine Wohngemeinschaft im Lager. Sie besteht aus ca. sechs Männern, die eine Schlafhütte haben, einen eigenständigen hölzernen Küchenverschlag und ein 200-l Benzinfass für den Wasservorrat. Sie baten zum orientalischem Tee, was den Engländern zupass kam. Schuhe aus und rein in die gute Stube.

Dieses Konstrukt aus Holz, Pappe, Plastik und wärmenden Decken ist also das Zuhause für den kommenden Winter an der Atlantikküste mit seinen rauen Stürmen – in Frankreich, in Europa. Die Decken sind durch die Palette ca. 15 cm vom sandigen Boden entfernt. Die Einwohner erklärten uns teils in gutem Englisch oder mit Hand und Fuß, dass es hier relativ gemütlich ist, außer das Regenwasser steigt über die Palettenhöhe und überschwemmt ihre Schlafdecken. Für uns war es ein großer Vertrauensbeweis hier in ihrem Schlafzimmer sitzen zu dürfen, um mit ihnen Tee zu trinken. Ich stellte mir vor, wie es bei uns am Heiligen Abend sei.

Gerade in diesem Zelt waren gebildete Flüchtlinge mit anständigen Berufen und guten englischen Sprachkenntnissen, die früher z.B. im reichen Aleppo in schönen Anwesen gelebt haben. Ich fragte mich in diesem Moment an dieser Stelle, wie lange es dauert bis ich selber akzeptieren würde, dass man in einer Hütte in diesem Camp haust und froh über die wärmenden Decken ist. Diese Gedanken fügten sich, als aus den vielen anonymen Flüchtlingsgesichtern plötzlich Menschen aus Fleisch und Blut wurden.

Handhalten gegen die Trostlosigkeit

Dann war da noch Hamoudi aus Syrien: Ein Mann mittleren Alters, der mir auf dem Handy sein zerstörtes Haus in Syrien zeigt. Die ISIS hätten (oder haben) sein Haus zerstört und seine Frau und zwei Kinder erschossen. Daraufhin ist er über die Türkei hierher geflüchtet. Klar, seine Geschichte kann erfunden sein. Dafür bekommt er aber hier auch keinen Cent mehr. Ich glaube sie ihm. Er könnte Anzug- oder Mantel-Modell für Boss oder Strellson sein, da käme er gut an.

Seine Augen sind jedoch unendlich traurig. So sitzt er hier tagtäglich und denkt an sein vorheriges Leben und hofft, dass es irgendwann mal besser wird. Wir besuchen seine WG täglich, bis zu unserer Abreise. Wir werden immer vertrauter. Margaret greift Hamoudis Hand und hält sie einfach, er lässt nicht los und klammert sich an sie. „Siehe an“, würde der Pegida-Anhänger sagen, „jetzt grapscht der Flüchtling schon nach der europäischen Frau“. Dem ist nicht so. Hier hält ein Menschlein ein anderes Menschlein. Und das ist gut so in dieser kalten Welt.

Sonntagsdemo in Calais

Das große Ereignis, außer der  Materialsuche und abendlichen Fluchtversuche, im gleichförmigen Lagerleben, ist die allwöchentliche Samstagsdemonstration durch Calais. Kein Calaiser Bürger kann diese Demos noch ertragen, die Straßen versperrt, Hochzeitgesellschaften können nicht zum „Hotel de Ville“, dem wunderschönen Rathaus von Calais.  Mitten an der Hauptkreuzung ein stundenlanges „Sit In“, wo jeder Neuflüchtling seine Rede hält. Aber das kennt der Stuttgarter – dank Stuttgart 21 – ja auch.

Die Demonstration ist nicht aggressiv und nicht gewalttätig. Auch der Polizei von Calais muss man ein gutes Zeugnis ausstellen für ihren Einsatz, wie langmütig sie die Sitzblockaden auf den Kreuzungen erträgt. In anderen Städten wäre früher und schneller abgeräumt worden. Fast kommt es mir vor, dass die Polizei im Zwiespalt steht, zwischen es den Flüchtlingen nicht gar zu gemütlich zu machen und Verständnis für deren aussichtslose Situation.

Alle drei Gruppen – die europäischen Lkw-Fahrer in Calais, die angeschwemmten Flüchtlinge und die Sicherheitskräfte von Polizei und Grenzschutz – sind sich gar nicht so unähnlich. Sie tun etwas, damit ihre Familien existieren können. Und andere nutzen das aus.

Mich berührt insbesondere ein Plakat welches eine Zeichnung des an der griechischen Küste ertrunkenen Jungens zeigt mit dem Satz: „Lasst ihn schlafen – bis sein Volk frei ist“. Eigentlich ein Bild des Jahres.

„We are no animals – open the borders“

Desgleichen die Sprechchöre in diesem unnachahmlichen rauhen Afrika-Englisch: „Jungle is for animals – We are no Animals – We all have Gods bloods in our veins“

Die Meute stürmt durch die Innenstadt, in die Seitenstraße, wo ich fernab mein Stuttgarter Auto geparkt habe. Margaret fährt einen Jaguar, sie gehen um mein Auto und halten für mein Foto das Plakat hoch:“ We are no Animals – Open the Borders“.

Animals? Flüchtlinge sind keine Tiere. Alles Kinder dieser Erde. Diese Reise hat mich gelehrt, dass hinter den millionenfachen anonymen Bildern der Flüchtlinge Menschen stehen. Flüchtlinge, oft genug vertrieben von Kriegen, die andere starke Staaten begonnen und nicht beendet haben.

Ich wollte mit diesem Beitrag einen Einblick in die Situation „vor Ort“ geben. Vor Ort ist aber nicht nur in Calais; vor Ort kann in Stuttgart, in Rastatt, in Bremen oder in Berlin sein. Nicht jeder kann jedoch – aus welchen Gründen auch immer – vor Ort helfen. Für diese Mitarbeiter bietet unser Unternehmen die Möglichkeit Geld zu spenden. Daimler verdoppelt am Ende der Aktion jeden gespendeten Euro, den Sie geben.


Nur Für Mitarbeiter mit Zugang zum Daimler-Intranet: Hier geht’s zur Mitarbeiter-Spendenaktion

 

Highway Pilot: grünes Licht von ganz oben

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Selten eine so coole Kaffeefahrt gesehen. Nein – das wäre jetzt despektierlich und irreführend. Und doch: Da sitzen zwei Herren am Freitagvormittag in einem Mercedes-Benz Actros, der 40-Tonner rollt auf der A8 im öffentlichen Verkehr und der eine, Wolfgang Bernhard, reicht dem anderen, Winfried Kretschmann, einen Kaffee.

Ums Fahren kümmert sich der „Highway Pilot“. Das ist so ganz nebenbei eine Weltpremiere. Aber warum diese autonome, total normale Fahrt von Daimler-Trucks Vorstand, Actros und grünem Ministerpräsident?

Erster Test auf deutschen Straßen

Die heutige Premiere ist ein Schritt hin zur Marktreife autonom fahrender Lkw. Das strategische Ziel dabei: Ein sicherer, nachhaltiger Straßengüterverkehr für die Zukunft. Bei der Weltpremiere des Freightliner Inspiration Trucks im Mai in den USA hatte Daimler verkündet, den Highway Pilot, also das intelligente, radargestützte Assistenzsystem, das den Actros selbst steuern lässt zeitnah auch auf deutschen Straßen zu testen. Fünf Monate später ist jetzt soweit.

Kretschmann findet’s klasse

„Klasse“ findet Kretschmann die Jungfernfahrt. Anfangs sei es ihm etwas merkwürdig vorgekommen, dass der Fahrer die Hände vom Lenkrad genommen habe. „Nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl, das ist alles normal“, sagt der Grünen-Politiker nach der Fahrt. Er habe unterwegs „ein absolut sicheres Gefühl“ gehabt.

Gut so, denn für diese und weitere öffentliche Versuchsfahrten brauchen die Ingenieure von Daimler Trucks eben auch die Unterstützung von offizieller Seite.

Der serienmäßige Truck mit „Sonderausstattung“ Highway Pilot ist als Versuchsfahrzeug zugelassen. Der TÜV Rheinland hatte zuvor das Fahrzeug überprüft und eine gutachterliche Stellungnahme erstellt. Und auf dieser Grundlage erteilte das Regierungspräsidium Baden-Württemberg höchstselbst eine Ausnahmegenehmigung. Beruhigend für den Ministerpräsidenten zum Einstieg. Einen festen Glauben (in diesem Fall an die Technik) sagt man ihm ja sowie so nach.

Die vier Stufen

Der Highway Pilot, der in diesem Actros eingebaut ist, ermöglicht teil-autonomes Fahren. Das bedeutet: Das System kann den Lkw auf Autobahnen zwar selbst steuern – der Fahrer bleibt aber voll verantwortlich, muss den Verkehr jederzeit überwachen und auch jederzeit eingreifen können. Der Highway Pilot ist also vergleichbar mit einem Autopiloten, wie er in Flugzeugen üblich und ganz normal ist.

Das System besitzt dazu ein Frontradar und eine Stereokamera sowie bekannte Assistenzsysteme wie den Abstands-Regeltempomat. Die Technologie wurde für den Einsatz auf öffentlichen Straßen angepasst. Zuvor wurde das reibungslose Zusammenspiel der Komponenten ausgiebig erprobt. Der Highway Pilot hat etwa 20.000 Kilometer auf Teststrecken in Deutschland und in den USA absolviert.

Kleiner Exkurs: Das: automatisierte Fahren kann man grundsätzlich in vier Kategorien einteilen: Assistiertes Fahren, teilautomatisiertes und hochautomatisiertes Fahren bis zum vollautomatisiertem Fahren. Assistiertes Fahren lässt die Ingenieure heute schon gähnen, wenn über Adaptive Cruise Control oder Parkassistent gesprochen wird. Merkmale sind Längsführung und in geringem Umfang Querführung. Der nächste Level ist das teilautomatisierte Fahren. Es umfasst Längs- und Querführung in spezifischen Situationen wie der Autobahnfahrt.

Dabei muss der Fahrer das System weiterhin überwachen und bei Bedarf eingreifen. Eine Stufe weiter: Das Hochautomatisierte Fahren, wobei das Fahrzeug über einen längeren Zeitraum die Führung übernimmt. Hier muss der Fahrer überhaupt nicht mehr die Hand am Lenker haben und darf bei einer Übernahmeaufforderung durch das System mit einem gewissen Zeitverzug reagieren. Tut er dies nicht, dann überführt der Computer das Auto in einen „risikominimalen Zustand“- sprich, das Auto fährt, noch autonom, einfach rechts ran und hält.

Die Zukunftsvision der Mobilität schlechthin ist das vollautomatisierte Fahren. Kein Fahrer muss das System mehr überwachen, es gibt eigentlich nur noch Passagiere und alle können es sich auf dem Rücksitz bequem machen. Das wird hoffentlich für einen Mercedes-Benz-Pkw „alternativlos“ so nie geplant sein, denn dafür fahren die einfach „nicht autonom“ zu gut. Für den Truck- sprich Logistikbereich zählen aber auch andere Argumente.

Mehr Sicherheit, weniger Stress und Sprit

Im Straßengüterverkehr könnte durch autonomes Fahren die Sicherheit gesteigert werden: Das Highway-Pilot-System wird nie müde oder unaufmerksam, sondern ist immer aktiv. Eine Studie ergab, dass die Ermüdung von Fahrern um 25 Prozent sinkt, wenn sie vom monotonen Spurhalten entlastet werden und anderweitige Aufgaben übernehmen können.

Durch optimales Schalten, Beschleunigen und Bremsen verbrauchen autonom fahrende Trucks weniger Diesel – und senken so auch die CO2-Emissionen. Daimler Trucks geht Einsparungen von bis zu fünf Prozent aus. Autonom fahrende Lkw könnten auch einen attraktiveren Arbeitsplatz bieten: Dass der Fahrer einen großen Teil der Strecke dem Highway Pilot überlassen kann, reduziert den Stress im Cockpit.

Voll autonom fahrend, kann sich der Trucker sich wichtigen Nebentätigkeiten zuwenden – etwa Dokumentationsaufgaben an einem Tablet-PC. Logistikplanung statt Langeweile am Steuer. Diese Vorteile könnten sich gerade dann auszahlen, wenn die Laufleistung von Lkw sehr hoch ist: Im Fernverkehr legen deutsche Trucks pro Jahr durchschnittlich 130.000 Kilometer zurück – Pkw erreichen im Schnitt „nur“ 14.000 Kilometer.

Können alles, auch autonom

Tausende von Kilometern sind Ralf Oberfell und Enrico Wohlfahrth als Autonome (Trucker) auch schon für das Projekt gefahren. Schon bei der ersten Fahrt des Future Truck 2025 in Magdeburg waren sie involviert.  Oberfell hat große Teile der Software programmiert und Wohlfarth arbeitet als technischer Projektleiter der Testfahrten. Lächelnd stehen sie vor dem schwarzen Actros. Erste Fahrt auf öffentlichen Straßen, alles hat gepasst, „Chef“ und „MP“ zufrieden. Tags zuvor hatten sie mit Wolfgang Bernhard die Strecke auf dem Actros zur Probe einmal abgefahren.

Wohlfahrth ist stolz, im Kopf aber schon weiter:

Jetzt haben wir die für uns wichtige Möglichkeit, auf öffentlichen Straßen weiter zu testen, Messdaten aus dem realen Verkehr zu bekommen:Unsere Arbeit beginnt jetzt.

Wir drei finden abschließend aber schon ziemlich mutig, was Wolfgang Bernhard mit seiner Demonstrationsfahrt gemacht hat: Mal eben, übertragen von einem Livestream und vor tausenden von Zuschauern und versammelter Presse, eine autonome Runde mit Winfried Kretschmann gedreht. Ich denke, er wird gewusst haben, dass er sich auf Kollegen wie Oberfell und Wohlfahrt zu 100 Prozent verlassen kann. So wie wir andere Verkehrsteilnehmer auch.

Selbstversuch als Beifahrer

Zeit für mich, auch einmal mitzufahren. An Bord auch ein Fernsehteam samt Kameramann, Tonmann und Reporterin mit gezücktem Mikro. Wenn jetzt eine Kleinigkeit nicht funktioniert, weiß es JEDER, es wäre DIE STORY. Aber nö. Der Fahrer aktiviert nach der Autobahnauffahrt den Highway Pilot, nimmt die Hände vom Lenkrad und der Actros gleitet auf der rechten Spur mit 80 km/h vor sich hin.

Hält den Sicherheitsabstand, macht auf die Baustelle aufmerksam, fordert schließlich auf, wieder zu übernehmen. Rückfahrt, gleiches Spiel, scheinbar spielerisch leicht. Keinem der anderen Verkehrsteilnehmer ist aufgefallen, wer hier eigentlich gesteuert hat.

Die Reporterin versucht es nochmal beim Fahrer mit einer investigativen Killerfrage: „Haben Sie keine Angst?“ Ich frage mich: Wo war eigentlich mein Kaffee? Egal. Heute gab es für autonomes Fahren von Daimler Truck „grünes Licht“ von ganz oben.

The BossHoss: Die Bühne rollt!

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Scheinwerfer erleuchten den abendlichen Rathausplatz. Soweit das Auge reicht eine Menschenmenge, die sich im Rhythmus bewegt oder tanzt und lauthals mitsingt: „Hey give up do wild and furious. Dos Bros, Dos Bros vamonos.” Und ich? Ich stehe mitten vor der Bühne. Dank Backstagebändchen im abgetrennten Bereich direkt bei den Securities.

Über mir die zwei Großstadtcowboys und Frontmänner von The BossHoss, Alec und Sascha, inklusive der zehn Musiker, die auch noch Platz auf einer ganz besonderen Bühne gefunden haben. Sie legen eine Wahnsinnsshow hin, tanzen wie wild und der Heidenheimer, der heimgekehrt ist, schwingt fröhlich seine Gitarre über den Kopf.

Wieder auf Achse – im wahrsten Sinne des Wortes

Wo, was, wann, wer und vorallem wieso? Ich bin Praktikantin in der Online Kommunikation, genauer gesagt, genau hier: Beim Daimler-Blog. Außerdem bin ich Musikerin, genauer gesagt singe ich und spiele Gitarre. Da war natürlich die Begeisterung groß, als ich erfuhr, dass ich von der Truck Tour von The BossHoss in Heidenheim berichten sollte. Und dann auch noch exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Viele fragen sich jetzt wahrscheinlich: Was haben denn The BossHoss mit Daimler am Hut?

Das kann ich euch sagen: Seit mehr als acht Jahren verbindet die Band eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz Trucks. Sie haben sogar schon Lieder darüber geschrieben:

“I got a star on my car, I’m gonna drive real far in my Mercedes truck, I’m ready to rock”

Bereits 2007 haben sie ihre Truck´n Roll Rules Tour von dieser ganz besonderen Bühne gespielt, die letztendlich auch die Verbindung darstellt: The Stage – Die Bühne – Die Bretter, die die Welt bedeuten: Ein Actros! Knapp 14 Meter Auflieger werden umfunktioniert und dienen nun eine Woche lang der Band als Auftrittsort.

Dieser Actros steht heute auf dem Heidenheimer Rathausplatz. Als ich am Nachmittag ankam, war es noch sehr ruhig und beschaulich. Mittlerweile ist der Platz voll mit Menschen, an die zehntausend habe ich mir sagen lassen! Erst fünf Tage zuvor wurde veröffentlicht, dass in Heidenheim eins der Konzerte stattfinden wird. Und viele Leute haben sich aufgemacht um Teil davon zu sein. Der SWR war Partner vor Ort und hat das Konzert übertragen. Mein Blick streift Cowboyhüte mit BossHoss-Schriftzug, unzählige Smartphones um dieses Spektakel festzuhalten, und erwartungsvolle freudige Blicke.

The BossHoss is coming home

Heute ist nicht nur für viele Zuschauer ein besonderes Konzert, sondern auch für Sascha alias Hoss Power: Das erste in der Heimat. Da ist selbst ein alter Hase wie er aufgeregt, wie Sascha mir nach dem Konzert verraten hat. Von dieser Aufregung aber keine Spur auf der Bühne. Profi eben.

Mittlerweile füllen sie große Konzerthallen. Doch anlässlich des zehnten Bandjubiläums und der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Dos Bros“ gab es eine Truck Tour im kleinen Rahmen. Sechs Städte verteilt in ganz Deutschland durften sich freuen die Jungs und den Truck zu begrüßen.

„Set your love on fire and let the flames burn higher – so set fire to your heart, to your soul, to your mind, let it shine, to your dream, your everything – It’s your flame of fame so set your love on fire.“

Eins der wahrscheinlich bekanntesten Lieder von The BossHoss. Der Rathausplatz singt – und ich auch. Außerdem wirft der Gitarrist das zwanzigste Plektrum in die Menge. Sein Helfer ist aber gleich zur Stelle und füllt den Halter am Mikrofon sofort mit neuen auf. Gefühlt zum zehnten Mal springe ich vor der Bühne hin und her, um ein paar gute Bilder zu bekommen. Als ich einige Stunden zuvor angekommen bin, hatte ich kurz Zeit mich auch auf der Bühne umzusehen. Ermahnt, ja nicht die Instrumente anzufassen, ging ich auf Entdeckertour.

Backstage – oder hier wohl eher Backtruck

Der Auflieger allein reicht mit knapp 34 qm² nicht als Bühne, deshalb hat man die Fläche noch durch einen Vorbau vergrößert. Insgesamt finden auf der kompletten Bühne zwölf Musiker, fünf Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug mit vielen Extras, ein Mundharmonikakoffer, Bongos, fünf Gesangsmikros, viele weitere Mikros für die Abnahme der Instrumente, Percussion Gimmicks und kilometerweiße Kabel, welches mit viel Panzertape befestigt wurde, Platz.

Außerdem noch die Lichttechnik, mehrere Boxen und natürlich Kameras um alles festzuhalten. Auf den ersten Blick würde man gar nicht meinen, dass so viel Equipment nötig ist und auch noch auf dem Auflieger verstaut werden kann. Trotz all dieser Dinge auf der Bühne bleibt immer noch genug Platz zum performen.

Die Heidenheimer Vergangenheit lässt grüßen

Nachdem ich mir das geschäftige Treiben hinter und auf den Kulissen ein wenig angesehen habe, wollte ich mal erkunden, was sich so vor der Bühne tut. Und wie der Zufall es so will, mache ich die Bekanntschaft mit Stefan, einem ehemaligen Zivi-Kollegen von Sascha, mit seinen Kindern.

Er erzählt mir, dass Sascha früher schon mit seiner Band Hot Boogie Chillun Musik gemacht hat. Damals noch Punk und Rockabilly. Zu der Zeit lernte er auch Alec in Berlin kennen und das, was ich heute zu sehen bekam, bahnte sich langsam an. Nach zehn Jahren und neun Alben sind mittlerweile auch wieder ein paar Einschläge aus dieser Zeit in ihrer Musik zu erkennen.

Country Trash Punk Rock

Wo wir gerade bei ihrer Musik sind – wie lässt sich der Stil von BossHoss beschreiben? Eine bunte Mischung aus verschiedenen Musikrichtungen, je nach Lied und Text, würde ich sagen – Country Trash Punk Rock sagen sie selbst dazu. Angefangen hat alles mit Covern von bekannten Songs auf ihre eigene Art und Weise. Das machen sie auch heute noch – auf jeden Fall hörenswert.

Beispiele für gecoverte Songs auf ihrem neuen Album sind Thrift Shop (Macklemore) und Easy (Lionel Richie). Ihre Musik macht gute Laune und man merkt, dass sie ihren ganz persönlichen Stil lieben und leben. Und der verbindet sie auch mit dem Actros-Truck, was Alec alias Boss Burns auf RoadStars , der  Mercedes-Benz Trucks Kommunikationsplattform, verraten hat.

„BossHoss und die Benz Trucks passen einfach perfekt zusammen. Trucker sind moderne Cowboys, die mit ihrer harten Arbeit das Leben am Laufen halten. Genau für diese Jungs schreiben wir unsere Songs!“

Die Zeit verging wie im Flug – wie immer wenn etwas Aufregendes, Spaßiges passiert. Das letzte Lied war Bullpower vom letzten Album „Flames of Fame“. Alles zu 100% live auch, wenn es den Aufnahmen sehr ähnlich klingt. Danach tosender Applaus. Hinter der Bühne wartete bereits ein Mitglied der Backline, der den Musikern, die aufgrund der Scheinwerfer und den unterschiedlichsten Performances sicherlich ins Schwitzen gekommen sind, Handtücher zur kurzen Erfrischung gab.

Der Rathausplatz hallte nur so von Zugaberufen. Da ließen sie es sich natürlich nicht nehmen, nochmal auf die Bühne zu kommen. Und sie feierten mit „Don´t gimme that“ und einem zweiten Mal „Dos Bros“ mit der Menge dieses besondere Konzert.

Großstadtcowboys zum Anfassen

The BossHoss sind Stars zum Greifen: Egal ob es die Art und Weise ist, wie sie mit ihren Publikum kommunizieren, ihre Lieder singen oder mit Fans umgehen. Man merkt, dass sie immer noch Spaß an der Sache haben. Als ich mir Sascha nach dem Konzert kurz geschnappt habe, um ein paar Fragen zu stellen, war er trotz Stress wegen der anstehenden Autogrammstunde im Rathaus sehr nett und hat mir meine Fragen beantwortet. Unter anderem, was für ihn das Besondere an dieser außergewöhnlichen Bühne ist. Seine Antwort kurz und knackig:

Die Bühne rollt. Und das ist ein tolles Gefühl!

Und das tut sie auch noch am selben Abend. On the Road again für das große Finale. Denn am nächsten Tag findet das letzte Konzert der BossHoss Dos Bros Truck Tour an, und zwar in Berlin. Dazu muss der Truck, nachdem das komplette Equipment wieder sicher verstaut ist, noch in derselben Nacht knapp 600 Kilometer zurücklegen. Da der Trucker am Nachmittag geschlafen hat, ist das kein Problem. Bis zur nächsten Boss Hoss Truck Tour könnte das ja vielleicht sogar (teil)autonom passieren. Bis dahin: Thanx und vamonos!


Mehr Informationen zu der gesamten Truck Tour finden Sie auf RoadStars, der Mercedes-Benz Trucks Community Plattform. Dort sind auch viele Fotos, Berichte und Videos über die Tour veröffentlicht.


20 Jahre Mercedes-Benz Erfindergeist im Silicon Valley

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MfG von MBRDNA – In der letzten Septemberwoche war selbst für Silicon Valley-Verhältnisse viel los: Tesla präsentierte ein neues Auto. Google zeigte neue Smartphones. Und Twitter stellte einen neuen Nutzer vor: Edward Snowden.

Es gab aber noch etwas zu feiern – bei einer Silicon Valley-Firma, die schon existierte, als Snowden die NSA nur aus Hollywood-Filmen kannte. Dass diese Adresse trotzdem kaum jemand auf dem Schirm hat, liegt vielleicht auch am sperrigen Namen: MBRDNA. Das steht für Mercedes-Benz Research & Development North America.

Was machen die da eigentlich?

Dieser Daimler-Außenposten im kalifornischen Sunnyvale gehört seit 1995 zu unseren kreativsten Ideenschmieden und populärsten Expat-Standorten. Grund genug für die Kommunikation bei Mercedes, Ende September eine Gruppe Journalisten nach Sunnyvale einzuladen. Zum 20-jährigen Jubiläum ging es dabei um Antworten auf die Frage: Was machen die da eigentlich?

Unterschied zwischen Auto- und IT-Branche

Dass beim Thema Auto und IT Gesprächsbedarf besteht, wird schon am Vorabend des Besuches deutlich. Ein namhafter Techblogger aus Taipeh sagt uns freundlich, aber bestimmt:

Das mit dem F015 auf der CES war cool. Aber Ihr trommelt noch zu wenig für Eure Innovationen.

Ein Bekannter bei Apple stellt nüchtern fest: „Unsere Firma hat die Softwarekompetenz komplett inhouse und die Hardware-Produktion komplett extern. Bei Euch in der Autoindustrie ist es andersrum. Deshalb sind Eure Margen so niedrig.“ Man möchte entgegnen: Dafür sind bei uns die Beschäftigungszahlen höher. Aber sei’s drum.

Automobile Hardware

Dass automobile Hardware im Silicon Valley nach wie vor sehr populär ist, merkt man spätestens im Stau. Eine deutsche Kollegin bei MBRDNA sagt mir, sie habe hier immer eine Tüte Chips im Wagen. Damit man im Zweifel nicht auf dem Highway verhungern muss … Der Fernseher bestätigt dieses Risiko. Frühstücksfernsehen ist normalerweise gar nicht mein Ding (Cherno Jobatey war schuld.) Aber Dank Jetlag schaue ich hier um 4:00 Uhr morgens U.S. TV-Nachrichten und die bestehen größtenteils aus Verkehrsinfo. Am dritten Tag merkt man: Der Neuigkeitswert ist überschaubar, denn es ist sowieso immer Stau.

Bemerkenswert sind allerdings die Autos, mit denen man dann früh auf dem Interstate 280 steht. Vor ein paar Jahren hat man hier an einem Tag mehr Toyota Prius gesehen als anderswo in einem Jahr. Heute hat Teslas Model S hier gefühlt einen Marktanteil wie der Golf in Deutschland. Das hat man natürlich schon oft gehört. Aber dennoch: An einem Nachmittag auf einem dreispurigen Highway fuhren drei Tesla vor mir – einer auf jeder Spur.

Neue Branche: Start-ups, die Start-ups zuarbeiten

Das zeigt auch, dass es im Silicon Valley nicht nur viel Verkehr gibt, sondern auch verdammt viel Geld. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass allein Uber mehr als doppelt so hoch bewertet wird wie Adidas und die Deutsche Lufthansa – zusammen. Im Forbes Magazine lese ich zudem, dass neben den IT-Start-ups mittlerweile eine andere lukrative Branche entstanden ist: Start-ups, die Start-ups zuarbeiten.

Artgerechte Haltung für Nerds

Eine Firma hat sich beispielsweise darauf spezialisiert, die artgerechte Haltung für Nerds und Stanford-Absolventen sicherzustellen: vom Designerstuhl für’s Loft-Büro bis zu einer Wanddekoration, die aus tausenden Tischtennisbällen besteht. Der Chef der Firma sagt im Interview:

Es fühlt sich an, als würde man mitten im Goldrausch Schaufeln verkaufen.

Ich bin ein bisschen neidisch – auf seine Geschäftsidee und auf die Ping-Pong-Deko.

Zurück zum Start-up Spirit

Die Stimmung steigt, als wir dann bei MBRDNA sind – in Sunnyvale, südlich von San Francisco. Der Standort sieht aus wie in einem Gründer-Prospekt: Sofas auf dem Rasen vor dem Haus. Selbstlernende Nest-Thermostate in jedem Raum. Zur Feier des Tages gibt’s Foodtrucks statt Kantine. Und Farben wie bei Tine Wittler – nur in cool. Noch besser als die Büros sind aber die Leute. Im Frühjahr hatte ich als Gast beim Daimler Digital Life Day nahe Stuttgart schon das Gefühl: Unser Laden verändert sich. Da traf man viele Menschen, die bei einem Start-up sein könnten, aber bei Daimler sind. Bei Mercedes in Sunnyvale ist allerdings jeden Tag Digital Life Day.

20 Jahre Mercedes-Benz im Silicon Valley20 Years of Mercedes-Benz in Silicon Valley 20 Jahre Mercedes-Benz im Silicon Valley20 Years of Mercedes-Benz in Silicon Valley 20 Jahre Mercedes-Benz im Silicon Valley20 Years of Mercedes-Benz in Silicon Valley 20 Jahre Mercedes-Benz im Silicon Valley20 Years of Mercedes-Benz in Silicon Valley

Wir hören dort zum Beispiel den Vortrag einer asiatisch-amerikanischen Doktorandin aus Stanford zum Thema „Ethik des autonomen Fahrens“. Sie bestätigt, dass es unterm Strich sicherer ist, wenn sich das Auto nicht immer sklavisch an Fahrbahnmarkierungen und Verkehrsregeln hält. Klingt vernünftig, finde ich.

Ein anderer Vortrag beschäftigt sich mit den Möglichkeiten lernender Maschinen. Eine Anwendung: Weniger Ablenkung im Auto durch Menüs, die mir standardmäßig nur Features zeigen, die ich auch häufig verwende. Das leuchtet ein. Warum mein Auto aus dem Jahr 2015 noch 12 physische Telefontasten hat, ist mir zum Beispiel schleierhaft.

„Boost bei Benz“ – Chauffeur für die Kleinsten

Zum Schluss wird dann noch ein MBRDNA-Projekt vorgestellt, bei dem sich Eltern fragen: Warum gibt’s das erst jetzt? Es geht um „Boost by Benz “. Das ist ein Fahrdienst für Kinder, die jede Woche zum Football, Fußball oder Ballett chauffiert werden müssen. Alle Mütter und Väter, die nicht von einer Karriere als Taxifahrer träumen, können diese Aufgabe jetzt an sorgfältig ausgewählte Mercedes-Fahrer delegieren. Der Service wird per Smartphone gebucht. Gleichzeitig zeigt die App in Echtzeit, wo sich der Nachwuchs gerade befindet. Als Doppel-Dad warte ich auf den Deutschland-Start.

Google: Unternehmen mit Uni-Charme

Was in den Sunnyvale Büros an jeder Ecke deutlich wird: Wenn nicht überall die Automodelle und -displays wären, dann könnte das hier auch die Zentrale von Instagram, Dropbox oder Google sein. Um das zu verifizieren, fahre ich dann auch mal zum Google Hauptquartier. Das dauert (trotz Stau) kaum 20 Minuten – hier ist alles sehr, sehr nah beisammen. Der erste Eindruck dort: Google ist keine Firma, sondern eher eine Uni. Nicht nur wegen des Altersdurchschnitts oder der Flip-Flop-Dichte, sondern wegen der Offenheit. Der Campus ist frei zugänglich, nur die Büros sind verschlossen. Untertürkheim kommt mir sehr weit weg vor.

Das autonome Google Auto steht auch hier rum. Als bekennender Verehrer der G-Klasse ist so eine Kugel aber irgendwie nicht mein Ding. Faszinierender ist das Google Street View Fahrzeug, mit dem die 360 Grad Bilder für Google Maps aufgenommen wurden. Als ich vor Jahren zum ersten Mal Google Streetview gesehen habe, war mir klar, was der Satz von Arthur C. Clarke bedeutet:

 Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.

Ich verlasse den Campus aber mit dem guten Gefühl, dass Daimler mit Nokia HERE ebenfalls in zeitgemäße Karten investiert hat. Eine Entscheidung, für die ich in dieser Woche übrigens immer wieder von wildfremden Leuten Anerkennung ernten konnte, sobald ich mich als Daimler-Mitarbeiter geoutet hab. Das Lob für diesen Deal gebe ich hiermit gerne an die verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen der Daimler AG weiter.

Die Autoindustrie war nie so in Bewegung wie heute

Was ist nun die Antwort auf die Frage: Was machen die bei MBRDNA eigentlich? Kurz gesagt: Eine Menge. Und in einem Punkt waren sich bei diesem Besuch alle einig – der Blogger vom Vorabend, die Entwickler von „Boost by Benz“, sogar der Kollege bei Apple – alle sagen zum Schluss dasselbe: Die Autoindustrie war nie so in Bewegung wie heute. Und das gilt auch und gerade für den Erfinder des Automobils – nicht nur hier in Sunnyvale.

Ich glaube, da ist was dran. Deshalb sei dem Team von MBRDNA an dieser Stelle nochmal gesagt: Thanks for having us!

Mit Laureus zum Berlin Marathon

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Km 28,5 – „Na, wie ist es?“, fragt mich meine Frau, die ich am Platz am Wilden Eber in der großen Menschenmasse entdecke. „Grausam“, lautet meine Antwort. Aber es wird noch extremer. Und zwar ab Kilometer 32, Hohenzollerndamm kurz vor dem Fehrbelliner Platz. „Dann beginnt der schwierigste Teil der Strecke“, gehen mir die Worte von Marathon-Experten durch den Kopf – gemeint ist die mentale und körperliche Beanspruchung – „Geht´s noch heftiger? Unglaublich!“.

Eingeweihte wissen, ich stehe gerade vor der größten Herausforderung beim Marathonlauf in Berlin. Es ist der 27. September 2015 an dem ich den ersten Marathon meines Lebens bestreite, und das ausgerechnet beim weltweit bedeutenden Berlin-Marathon. Ich bin einer von über 40.000 Marathon-Läufern, die um 9:00 Uhr auf die 42,195 km lange Strecke starten.

Ursprüngliches Ziel: Der Halbmarathon in Berlin

Vor ungefähr vier Jahren startete ich mit dem Joggen bzw. Laufen und 2013 habe ich in Stuttgart meinen ersten Halbmarathon absolviert. Hat Spaß gemacht und so sollte es auch bleiben, zwei Veranstaltungen pro Jahr standen seitdem in meinem Terminkalender. Stuttgart, Köln und irgendwann Berlin, ein Traum – wie gesagt, nur Halbmarathon.

Aber es kam anders. Am 29. Juli gab es im Intranet einen Link zu einer Aktion der Laureus Sport for Good Foundation, die zwei Startplätze für den Berlin-Marathon verloste. Marathon – nein danke. Aber halt: Bei dieser „Einladung“ ging es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um die Unterstützung des sozialen Engagements der Laureus Foundation.

Willkommen im Laureus Team

Also formulierte ich meine Motivation, ein Teil des Laureus-Teams sein zu wollen. Schließlich ist mir durch meine ehrenamtliche Tätigkeit in einem gemeinnützigen Verein zur Unterstützung von Kindern und Erwachsenen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen neben der gesundheitlichen Situation auch deren Stellung in der Gesellschaft sehr bewusst. Zwei Wochen später erhielt ich die Mitteilung „Herzlichen Glückwunsch und Willkommen im Laureus TEAM SPORT FOR GOOD“. Das war natürlich eine große Freude.

Allerdings traten bei den eilig aufgenommenen ersten Trainingseinheiten Probleme im Knie auf, die den Gedanken zur Absage der Laufveranstaltung in mir aufkommen ließ. Intensive physiotherapeutische Behandlungseinheiten durch meine Frau behoben die Schmerzen im Knie, und mit jedem Trainingslauf stieg die Freude auf Berlin. Die Marathonstrecke wurde dabei zur Nebensache, wichtig war nur die Ziellinie am Brandenburger Tor zu überqueren.

42 Kilometer für den guten Zweck

Es ist überraschend festzustellen, wie viele Menschen Marathon oder andere dauersportlichen Aktivitäten ausüben. Auf einer Geburtstagsfeier eines Freundes habe ich Daniela aus Berlin kennen gelernt, die mir aus ihren Erfahrungen als ehemalige Leistungsschwimmerin berichtet hat. Sie gab mir einen sehr wertvollen Tipp:

Du musst Dir einen mentalen Ankerpunkt suchen, um in den kritischen Situationen der körperlichen Höchstbelastungen aus dem Gedankenkarussell zu entfliehen.

Für mich war klar, ich laufe für Ben, Sophia, Julia, Manu, Andreas und viele andere Patienten, die als Kinder oder Erwachsene mit Querschnittslähmung, MS-Erkrankung, Sauerstoffmangel bei der Geburt, Morbus Down oder Herzinfarkt einen ständig schweren Weg haben.

Persönliche Grenzen kennenlernen

Den Willen und die Leistungsbereitschaft, den diese Menschen aufbringen um ein besseres Leben zu führen, kann ich sicher nicht nachvollziehen. Aber ich kann spüren, was es heißt, meine Leistungsgrenze zu erreichen. Und in diesem Augenblick fängt das Hamsterrad im Kopf an sich zu drehen, das war etwa ab km 32 beim Berlin-Marathon der Fall. Aber vielleicht sollte ich über das Marathon-Wochenende von Anfang an berichten.

Meine Frau begleitete mich nach Berlin, da wir dort auch Freunde besucht haben. Am Samstag musste ich meine Startunterlagen abholen, die auf der Messe Berlin Vital in den Hallen des Tempelhofer Flughafens ausgegeben wurden. Der Gang durch die Flatterband-Schlange vor den Ausgabeschaltern erinnerte mich an die Warteschlangen vor den Länder-Pavillons der Expo in Mailand, aber hier ging alles sehr schnell.

Startnummer 28146 und ein erster Eindruck der Strecke

Nach einer halben Stunde hatte ich meine Startnummer und konnte wieder nach Hause gehen. Denkste! Da hatte ich die Rechnung ohne die beiden Damen gemacht, die mich begleiteten. Shopping zu Messepreisen stand jetzt auf dem Programm, also wurde auch ich neu eingekleidet – mit einem Sportdress natürlich.

Anschließend erhielt ich in der Yorkstraße einen ersten Eindruck von der Begeisterungsfähigkeit der Berliner Zuschauer, die dem am Samstag auf der Marathonstrecke ausgetragenen Inlineskater-Wettbewerb beiwohnten. Super Stimmung um noch etwas Motivation für Sonntag zu tanken. Nervös? Nein, noch nicht.

Um 6:30 Uhr klingelt am Sonntagmorgen der Wecker. Laufhose, Laufshirt und die neuen Laufstrümpfe angezogen, noch etwas Warmes darüber, schließlich liegen die Temperaturen bei etwa acht Grad Celsius. Frühstücken und auf geht es zur S-Bahn, die direkt zum Brandenburger Tor fährt. Auf dem Weg zum Start treffe ich viele Mitläufer, darunter einige, die den Marathon auch zum ersten Mal laufen.

Beim Aussteigen wünschen wir uns gegenseitig viel Glück. Dann ist Orientierung und Vorwärtskommen in der Menschenmenge angesagt. Mit Carina Brunner von der Laureus Foundation war ausgemacht, im Startbereich ein Foto mit dem Laureus-Team zu machen.

Das Laureus Team

Das Team besteht aus Andreas von Wallfeld (Vorstand von Laureus Deutschland und Österreich, bei Daimler für Verkauf und Marketing Mercedes-Benz Cars Deutschland zuständig), Julian Beuchert (Triathlon-Weltmeister in der Altersklasse 18-24 Jahre und offizielles Mitglied im TEAM SPORT FOR GOOD) und den beiden Gewinnern Stefan Paeper aus Berlin und mir.

Leider habe ich die vielen Absperrungen und intensiven Zugangskontrollen unterschätzt, sodass kein Teamfoto vor dem Start möglich war. Also schnell die warmen Sachen ausziehen, den Kleiderbeutel abgeben und zum Startblock H gehen. Beeindruckend diese Menschenmasse!

Internationales Flair – über 40.000 Läufer aus 131 Nationen

Der Startblock ist bereits um 8:30 Uhr gut gefüllt, obwohl dieser Block erst gegen 9:30 Uhr an den Start geht. Die Stimmung unter den Läufern ist fantastisch, Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Nationen kann ich ausmachen: Mexiko, Dänemark, Großbritannien, Brasilien, Indien, China, Japan und so weiter. Insgesamt 41.224 LäuferInnen aus 131 Nationen starten auf der Straße des 17. Juni zum 42. Berlin-Marathon.

Um 9.36 Uhr überquere ich die Zeitmessung am Start. Das erwartete Gedränge nach dem Start tritt nicht ein, ich bin überrascht über den Freiraum in der Menschenmenge. Vorbei an der Siegessäule, am Ernst-Reuter-Platz rechts abbiegen, das Salzufer überqueren und nach Alt Moabit ist im Regierungsviertel auf Höhe des Bundestages km 7 mühelos erreicht, ich bin gut unterwegs.

Weiter geht´s, die vielen begeisterten Zuschauer und unzähligen Musikbands – an fast jeder Ecke spielt eine Band – lassen die Zeit und die Strecke wie im Flug vergehen. Getragen von dieser unbeschreiblichen Atmosphäre überschreite ich die Halbmarathon-Zeitmessung mit unerwarteter Leichtigkeit, aber lange hielt diese Euphorie nicht an. Gedanken schießen durch den Kopf, was wäre wenn …. nein, nicht aussteigen.

Bekämpfe den inneren Schweinehund!

Irgendwo zwischen km 32 und 35 lese ich einen von vielen Motivationssprüchen „Umkehren wäre sinnlos“. Das Publikum wird immer besser, es entsteht der Eindruck, alle fühlen jetzt mit den Läufern, und spüren die Schmerzen in den Füßen, Waden, Oberschenkeln bis hoch zur Schulter.

Die Presse berichtet von über einer Millionen internationalen Zuschauern, die die Marathonläufer mit ganzer Kraft unterstützen und quasi auf Händen über die Ziellinie tragen. Km 37, die Skyline des Potsdamer Platzes taucht auf, es ist nicht mehr weit, „Jan, Du schaffst es“ rufen einige der den Straßenrand säumenden Berliner.

Die nicht enden wollende Leipziger Straße und dann endlich links abbiegen. Gendarmen Markt, jetzt bin ich bald am Ziel. Vor dem Brandenburger Tor herrscht eine nicht zu toppende Stimmung. Hier treffe ich noch einmal meine Frau, die mich „bereits erwartet“ – naja, die Halbmarathon-Zwischenzeit deutet auf eine frühere Zielankunft hin, aber dazwischen liegen weitere 21,0975 km, die zu bewältigen sind.

Und jetzt der große Augenblick, nach 42 km laufe ich durch das Brandenburger Tor, die letzten 195 m bis zur Ziellinie sind ein Genuss – wirklich. Wer es nicht glaubt, der möge es selber spüren – beim nächsten Berlin-Marathon.

Im Ziel lerne ich dann auch mein Team kennen. Dass alle auf mich gewartet haben, spricht für echten Teamgeist. Jedes Mitglied war mit seiner erreichten Zeit zufrieden. Dieser Erfolg ist die Krönung einer grandiosen Veranstaltung, die mir lange in Erinnerung bleiben wird.

Vielen Dank an das Laureus-Team, an Frau Carina Brunner und Herrn Andreas von Wallfeld, die dieses erlebnisreiche Wochenende ermöglicht haben.

DigitalLife@Daimler auf dem Rummelplatz in Frankfurt

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Kopfarbeiter und Ahnung vom Produkt? Als „Zentralist“ hört man manchmal, dass man doch keine direkten Berührungspunkte zu den Kunden hätte. Erst recht nicht, wenn man in der Konzernstrategie säße – für viele weit entfernt vom operativen Geschäft. Das stimmt nicht ganz.

Insbesondere, wenn man sich mit einem so vielseitigen, aktuellen und für unsere Kunden sehr relevanten Thema beschäftigt – der Digitalisierung und konkret der daimlerübergreifenden Initiative DigitalLife@Daimler, deren Ziel es ist, das Digitale in die Arbeitswelt der Mitarbeiter und in das Leben der Kunden noch stärker zu integrieren. Also, sitzen jetzt Strategen alleinig hinter ihren großen Bildschirmen und scheuen den Blick nach draußen? Nun wirklich nicht. Was sich gerade im September gezeigt hat.

Rauf auf den Rummelplatz

Gedacht, getan. Wir – das DigitalLife-Team – ab auf die IAA, rauf auf den riesigen Rummel- und Tummelplatz, auf den Stand von Mercedes-Benz und smart. Nicht als klassischer Besucher, sondern als Explainer, um mit unseren Kunden in den Dialog zu treten und Fragen zur daimlerübergreifenden Digitalisierungsinitiative zu beantworten. Hört sich für viele erst mal strange an.

100.000 Besucher rollen an einem vorbei

Und liegt auch nicht jedem. Beneidet wurden wir auch nicht von allen. Morgens um 9 ging es voller Tatendrang los, abends um 7 Uhr hätten wir uns am liebsten direkt auf einer Sänfte in den Massagetrakt des Hotels tragen lassen (außer natürlich, wenn abends eine der legendären Standpartys der Mercedes-Benz Bank stattfindet).

Extremsituaion wie es kaum intensiver sein kann. Ein Teppich von bis zu 100.000 Besuchern rollt täglich an einem vorbei, dabei stets das Standbriefing vor Augen – immer lächeln, ein zugewandtes Gesicht zeigen, nicht hinsetzen und – was für einen „Digital“ besonders schwierig ist: nicht auf sein Smartphone schauen … und natürlich auf jede Frage eine passende Antwort parat haben. Dabei ging es nicht immer nur um digitale Themen, wenn nach dem Ausgang, dem neuen S-Klasse Cabrio oder einfach nur nach einer Tüte gefragt wurde.

Macht das Spaß, bei einer Lautstärke, die das Trommelfell erschüttern lässt, bei einer, über den Tag eher nachlassenden frischen Luft in der Halle, mit Füßen, die wie Hefeteig aufquellen???

Zentrales Thema auf der IAA: Digitalisierung

Merkwürdig – die Antwort ist eindeutig „ja“. Aber alles andere als selbstverständlich. Insbesondere, dass wir als DigitalLife-Team überhaupt vor Ort waren. Viele haben uns in den letzten Monaten fragend angeschaut: was hat ein übergreifendes Strategiethema und die dazugehörigen Daimler-Strategen auf der PKW-IAA zu suchen? Interessiert das unsere Kunden? Geht es nicht eigentlich primär um Design und PS? Stimmt so nicht mehr: Die Digitalisierung war ein zentrales Thema auf der IAA. Die vielen Presseberichte stehen für sich.

Der manchmal schwer zu greifende Begriff schwirrte in den verschiedenen Facetten wie z.B. Vernetzung des Autos mit der Umwelt, Autonomes Fahren, Smartphone-Integration,… bei vielen Herstellern herum. Natürlich auch bei uns. Alleine der Stand, seine Bühnenshow mit vielen digitalen Elementen wie Augmented Reality und die Präsenz von „Mercedes me“ waren mal wieder beeindruckend. Die Fahrzeuge konnten auch einige digitale Themen aufzeigen – und nicht nur das Showcar Concept IAA, der digital Transformer. Die Vorfreude auf die kommende E-Klasse nächstes Jahr ist auf jeden Fall schon mal da.

Digitalisierung nicht nur im Auto

Für uns, das DigitalLife-Team vor Ort, war das Interesse für die Digitalisierung bei Daimler fast schon überraschend. Anzutreffen waren wir bei unseren Personalmarketingkollegen am Jobs & Karriere-Stand. Auch das führte anfänglich zu Verwunderung. Hängt aber damit zusammen, dass es bei DigitalLife nicht nur um die Digitalisierung unserer Fahrzeuge sowie der gesamten Wertschöpfungskette von Entwicklung, Produktion, Vertrieb und After Sales geht, sondern auch um unsere interne Arbeitsweise, den digitalen Arbeitsplatz dahinter sowie die Vernetzung untereinander, um Agilität und Kreativität zu stärken.

Dort stießen wir auf viele Interessierte und konnten in den Dialog zu allen produktnah- & fernen Digitalisierungsthemen rund um den Daimler, dessen Innovationskultur und die vielen neuen Jobprofile, die aufgrund der Digitalisierung nun relevant werden, treten.

Neue Berufsbilder

Produktmanager Connected Car, Virtual Engineering, Visual Artist, User Interface Design, Community Manager Daimler Connect, Stratege Digital Use Cases, uvm. Wo ist das klassische Maschinenbauunternehmen hin, sind wir schon ein Software-Unternehmen? Natürlich nicht! Aber wir vereinen beides. Perfekter könnte es doch nicht sein, oder? Diese Aufbruchsstimmung war auf der IAA stark zu spüren – auch bei den Besuchern.

Arbeitgeberattraktivität

Durch die Gespräche bei Jobs & Karriere und die über 2.000 Aushänge von digitalen Stellen, die während der IAA auf reges Interesse gestoßen sind und mitgenommen wurden, ist uns erst einmal klar geworden, wie viele Personen mit entsprechenden digitalen Background vor Ort waren und Interesse an diesem Themenfeld in der Automobilindustrie haben. Aber das hatten wir auch unserem boomenden Personalmarketingstand mit enorm netten Kollegen zu verdanken. Für mich als Mitarbeiter ein schönes Zeichen, dass der Daimler für so viele Besucher ein attraktiver Arbeitgeber ist!

Uns hat es gezeigt: JA – es lohnt sich, dass Strategen als Explainer auf die IAA gehen, sich die Füße platt stehen und großartige, gegenseitig inspirierende Gespräche führen. Und JA – es macht Sinn, eine daimlerübergreifende Initiative DigitalLife@Daimler voran zu treiben, die Digitalisierung im gesamten Unternehmen zu verankern und eine entsprechende Innovationskultur aufzubauen. Die nächsten Hackathons, Open Spaces, DigitalLife Days befinden sich schon in der Pipeline.

pacTris: Tetris für den Kofferraum

Darüber hinaus hoffen wir, bald die Gewinneridee des letzten DigitalLife Days „pacTris“ mit auf die Straße zu bringen. Auch das ein Learning aus der IAA – pacTris macht absolut Sinn und ist gewollt. Eine, von Mitarbeitern entwickelte App, die einem beim Einkaufen von sperrigen Gütern hilft, zu planen, ob sie auch wirklich in den Kofferraum passen. Genial – Frust beim Auto packen wird der Vergangenheit angehören! Das wurde auf der IAA getestet. Mehr zu pacTris, einem Beispiel für die Innovationskultur bei Daimler, findet man bei „Mercedes me“.

P.S.: Hochachtung dem gesamten Standdienst, besonders allen Verkäufern und Kollegen, die den gesamten Zeitraum auf der IAA waren – mit einer nicht nachlassenden Motivation und einer super Stimmung untereinander! Eine enorme Leistung. Zugegebener Weise hatten wir uns aus dem DigitalLife Team abgewechselt und waren nur max. 4 Tage am Stück da…


Lust auf die Themen und das Team? Dann gibt es noch kurze Zeit die Möglichkeit, sich auf freie Stellen zu bewerben.

Von Fahrzeugen und Vorlesungen

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Seit acht Jahren bin ich nebenberuflicher Dozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Dort halte ich seit 2009 das Wahlfach alternative Antriebe für Automobile. Das Interesse ist stetig gestiegen. Die Studierenden, die freiwillig an dieser Vorlesung teilnehmen, waren bislang alle engagiert und aufgeweckt.

In meiner Arbeit bei Daimler beschäftige ich mich mit der Entwicklung von alternativ-betriebenen Fahrzeugen. Am Anfang entwickelte ich das Lade- und Energiemanagement für die Mercedes-Benz-Elektro-A-Klasse „W169ev“. Danach engagierte ich mich als Sprecher der Funktionsgruppe Vernetzung im Projekt neue Generation Brennstoffzellen-Fahrzeug. Heute bin ich für die Entwicklung des Betriebsstrategie-Steuergeräts CPC für das geplante Elektro- und Brennstoffzellen-Fahrzeug mitverantwortlich.

Vorlesung – wie ist sie aufgebaut?

Die Vorlesung alternative Antriebe für Automobile ist gegliedert in die folgenden Themen: Energien und Herausforderungen der Zukunft, Hybrid-, Elektro- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge, Batterie- und Brennstoffzellen-Technologien sowie Leistungselektronik. Ich gehe aber auch auf die „Förderlandschaft“ der Wasserstoff- und Elektromobilität ein. Zu gewissen Fachthemen lade ich immer wieder Experten von Daimler und Partnerfirmen zur Vorlesung ein, die das Angebot bereichern. Mit ihrer Expertise liefern sie einen wertvollen Beitrag für die Studierenden und für die Qualität der Vorlesung. 

Motivation – was bewegt mich?

Die Zusammenarbeit mit den Studierenden motiviert mich. Auch der Tapetenwechsel zum Arbeitsalltag ist genial. Neue Impulse und Ideen werden oft durch den Austausch mit den Studierenden geboren. Es freut mich, mein Wissen aus meinem Beruf an die jüngere Generation weiterzugeben. Auch das Strahlen in den Augen der Studierenden, wenn Sie selbst am Steuer „erfahren“ konnten, wie sich Brennstoffzellen- und Elektro-Fahrzeuge im Straßenverkehr verhalten, inspiriert mich immer wieder. Am Herzen liegt mir, die Studierenden für einen nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt zu sensibilisieren. Dabei gehe ich unter anderem auf die Themen Energiebedarfe in Deutschland, ökologischer Fußabdruck und die Umweltauswirkungen durch Erdölförderung ein.

Höhepunkt – was erleben die Studierenden auf der Messe?

Der Höhepunkt der Vorlesung für die Studierenden ist der Besuch der WORLD OF ENERGY SOLUTIONS Messe in Stuttgart. Dort dürfen sie selbstständig mit den unterschiedlichsten Elektro- und Brennstoffzellen-Fahrzeugen im Straßenverkehr fahren. Das ist ein großartiges Angebot, über das ich froh bin. Gemeinsam mit der Kommunikationsexpertin Jessica Becker gestalte ich die Messebesuche für die Studierenden. Im Nachgang besprechen wir, wie die Eindrücke der Studierenden zu den einzelnen Fahrzeugen waren. Das ist immer wieder spannend und liefert interessante Einblicke, was potentiellen Kunden an diesen Fahrzeugen wichtig ist.

Referatsthemen – wie engagieren sich die Studierenden?

Ein weiterer wichtiger Punkt der Vorlesung sind die Referate, die die Studierenden als Prüfungsleistung verfassen. Dabei werden immer wieder spannende Themen gewählt und herausragende und wissenswerte Präsentationen erstellt. In diesem Jahr stehen u.a. die folgenden Themen zur Auswahl:

  • Solarkraftwerk in Marokko – Projekt Noor I
  • Biogasherstellung am Beispiel eines Schwarzwaldhofes
  • Google X – autonomes Elektrofahrzeug
  • Energiespeicherung in Form von Salzen

Auf die Ergebnisse freue ich mich schon. 

Fazit – was will ich dem Leser mitgeben?

Die Arbeit mit den Studierenden ist für mich bereichernd. Ich kann Ihnen von Herzen empfehlen, wenn Sie Interesse gewonnen haben, sich bei einer Hochschule zu melden und selbst aktiv zu werden. Die Duale Hochschule kann ich Ihnen besonders empfehlen! :-)

Im Rennwagen zum Großkonzern

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Bereits frühzeitig habe ich festgestellt, dass Autos nicht nur ein reines Transportmittel sind, sondern Emotionen und Faszination in mir auslösen. Mein Interesse galt, wie so oft in jungen Jahren, den schnellen Autos und besonders dem Motorsport.

Faszination Auto und der Wunsch, dieser auch beruflich nachzugehen

Walter Röhrl mit seiner legendären Fahrt zum Gipfel des Pikes Peak in Colorado und Michael Schumacher mit seinen vielen Weltmeistertiteln waren Idole. Schnell entwickelte sich ein ernsthaftes Interesse, diese Faszination auf meinen Lebensweg mitzunehmen. Glücklicherweise sind wir in Deutschland gesegnet mit den besten Unternehmen der Branche und pflegen eine lange Tradition im Automobilbau.

Formula Student Rennwagen FP612e des WHZ Racing Team, ©Lennert van den Boom

Daher war es eine logische Entscheidung, mich für ein Studium der Kraftfahrzeugtechnik einzuschreiben. Meine Wahl fiel auf die Westsächsische Hochschule in Zwickau: automobiler Leuchtturm in Ostdeutschland, Heimat der legendären Sachsenring-Werke und des Kult-Autos Trabant.

Praxisbezug während des Studiums – Formula Student

Schon früh im Studium entschied ich mich, Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen und beim Formula Student Projekt meiner Hochschule, dem WHZ Racing Team, mitzuwirken. Bereits im ersten Jahr sprang der Funke über. Ich war begeistert von der Möglichkeit an der Entwicklung eines echten Rennwagens mitzuwirken, diesen aufzubauen, zu testen und anschließend auf zahlreichen Events in Europa und Nordamerika damit Rennen zu fahren.

Die Teams sind organisiert wie Unternehmen mit Team- und Projektleitern und zusammen mit meinem Team lernte ich das schnelllebige Motorsport-Geschäft kennen und was es heißt, unter enormen Zeitdruck Leistung zu erbringen. Daher auch das heimliche Motto der Formula Student:

eat, sleep, race, repeat

Heckflügel-Beklebung am JMS15c, ©Formula Student Germany

Es wird elektrisch!

Während der ersten Jahre wurden die Rennwagen konventionell angetrieben, meist mit 600ccm-4 Zylinder Motorradmotoren. Die Einführung der Formula Student Electric im Jahr 2010 mit rein elektrischen Antriebssträngen eröffnete uns jedoch völlig neue Möglichkeiten in der Entwicklung und Gestaltung der Fahrzeuge.

Zahlreiche neue Konzepte wurden erarbeitet, optimale Batteriepositionen gesucht, Motoren direkt in Radnaben verbaut, Heck- und Allradantriebe konstruiert. Obwohl die Elektromobilität bereits in aller Munde war, fühlten wir uns wie Pioniere, die gleichzeitig der Leidenschaft am Motorsport nachgehen durften.

Engineering Design und Awards

Neben den dynamischen Disziplinen zählt der Engineering Design-Wettbewerb als wichtigster Bestandteil des gesamten Events. Hier werden das Konzept und die Konstruktion der Rennwagen vor einer Fachjury erläutert. Verschiedene Vertreter aus der Automobilindustrie bewerten hier gemeinsam die Arbeit der einzelnen Teams. Zusätzlich ausgeschriebene Awards legen den Fokus auf spezielle Bereiche der Rennwagen.

Engineering Design Präsentation, ©Formula Student Germany

Die Daimler AG beispielsweise übergibt seit 2010 den Award „Best e-Drive Packaging“ für Fahrzeuge der Formula Student Electric-Klasse. Aus zahlreichen Bewerbungen werden die besten acht Teams zur Präsentation eingeladen. Bewertet werden die Auswahl und zielgerichtete Anordnung aller Antriebsstrang-Komponenten im Fahrzeug, technische Innovationen sowie die Wartungsfreundlichkeit der Systeme.

Der erste Kontakt mit der Daimler AG

Erfreulicherweise habe ich es zusammen mit meinem Team jedes Jahr in die Finalrunde des Daimler-Awards geschafft, welchen wir in den Jahren 2010 und 2013 sogar gewonnen haben. Über die Fachpräsentation kam auch der erste Kontakt zum Unternehmen zustande, woraus sich eine Diplomarbeit im Projekt W242EV, der B-Klasse Electric Drive, entwickelte. Nach Jahren in der Formula Student wollte ich nun den Kontakt zum OEM herstellen. Das Studium neigte sich dem Ende entgegen und die Frage nach dem Abschluss stand im Raum. Dementsprechend glücklich war ich über die persönliche Anfrage von Daimler zu diesem Zeitpunkt.

Gewinn des Daimler Awards 2013, ©Formula Student Germany

Studium in Amerika

Bereits vor der Diplomarbeit habe ich einen längerfristigen Auslandsaufenthalt geplant. Für mich ging es deshalb im Anschluss in die USA, genauer gesagt nach Lawrence in Kansas. Hier hatte ich die Möglichkeit, meine akademische Ausbildung um ein Master-Studium im Maschinenbau zu ergänzen. Die Frage nach dem „USA ist ja echt cool, aber warum gerade Kansas?“ habe ich oft beantworten müssen. Meine Antwort lautete: Jayhawk Motorsports.

Im Formula Student Team der University of Kansas habe ich meine studentische Ingenieurs-Karriere fortgesetzt und durfte auch in Amerika einige große Erfolge feiern. Neben der bekannten Formula Student-Rennserie wollte ich aber vor allem das amerikanische Studentenleben erfahren und meinen Horizont um ein weiteres technisches Fachgebiet erweitern.

JMS14c nach dem Gewinn der Formula Student West in Lincoln/ Nebraska, ©Robert Weingart

CAReer-Einstieg

Während meiner Zeit in den USA bestand regelmäßiger Kontakt zu den ehemaligen Kollegen von Daimler. Dank der großartigen Hilfe konnte ich zielgerichtet interessante Stellen im Unternehmen ausfindig machen. Meine Priorität lag klar auf dem CAReer-Programm und so folgte nach einer erfolgreichen Bewerbung die Einladung zum AC nach Stuttgart-Vaihingen. Mit der Stelle in diesem Fachbereich hat es zwar leider nicht geklappt, aber ich hatte die Zusage für das Traineeprogramm an sich bekommen.

Übergabe des diesjährigen Daimler Awards, ©Formula Student Germany

Der sogenannte „Matching“-Prozess, bei dem Kandidaten mit Zusage für CAReer aber ohne spezielle Stelle mit weiteren Fachabteilungen verknüpft werden, hat sehr schnell funktioniert und bald darauf saß ich in Sindelfingen zum Gespräch in meiner heutigen Abteilung, Gesamtfahrzeugentwicklung Sport Cars. Die Zusage hat glücklicherweise nicht lange auf sich warten lassen und ich hatte meinen Berufseinstieg beim OEM sicher. Die Freude war riesig!

Fazit

Heute blicke ich auf die Erfahrung von mehr als fünf Jahren als Ingenieur, Projektmanager und Fahrer während der Formula Student zurück. Zum Abschluss durfte ich dieses Jahr bei der Verleihung des Daimler-Awards auf der anderen Seite stehen und diesen in Co-Moderation übergeben – ein tolles Gefühl nach all den Jahren. Auch wenn das Projekt „nur“ im studentischen Rahmen ablief, habe ich sehr viele berufsrelevante Erfahrungen sammeln können.

Früher wurden die kleinen Rennwagen als übermotorisierte Seifenkisten belächelt, heutzutage sind die Teams sehr professionell und die Autos können qualitativ mit den Spitzen des Motorsports mithalten. Stellvertretend sei an dieser Stelle der neu aufgestellte Beschleunigungs-Weltrekord für Elektrofahrzeuge des Greenteams aus Stuttgart erwähnt (0-100km/h in 1,779 Sekunden).

Persönlich bin ich fest überzeugt, dass mein Mitwirken am Formula Student Projekt die beste Entscheidung während meines akademischen Werdegangs war und diese mir viele, ungeahnte Möglichkeiten eröffnet hat. Stellvertretend für alle Studenten der Formula Student möchte ich mich daher beim VDI für die Ausrichtung in Deutschland sowie bei allen Sponsoren, u.a. auch die Daimler AG, für diese großartige Unterstützung bedanken.

Gruppenbild Formula Student Germany 2015, ©Formula Student Germany

„Rock’n Rolling“ Markenbotschafter

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Das ist für mich kein Tag wie jeder anderer: ich hole meinen neuen Wagen in der Münchner Mercedes-Benz Niederlassung in der Arnulfstraße ab. Und der GLA ist nicht geleast, sondern ich bekomme ihn als neuer Markenbotschafter für Fahrzeuge mit Fahrhilfen von Mercedes-Benz zur Verfügung gestellt!

211 PS, modernste Assistenzsysteme, schokobraune Lederausstattung, Panoramaschiebedach – die Liste der Ausstattungsdetails ist endlos. Doch das eigentliche Highlight ist für mich nicht das Materielle, sondern das Ideelle: Nämlich, dass ein internationaler Konzern einen behinderten Sportler wie mich unterstützt.

Geht gut, geht noch besser

Mercedes-Benz ist ein sehr innovatives Unternehmen, etwa bei der Entwicklung von Assistenzsystemen oder alternativen Antrieben. Den Drang, mich ständig zu verbessern und weiter zu entwickeln, ist vielleicht auch für mich ein Charakterzug. Ich hatte von Geburt an eine Rückenmarkserkrankung, wegen der sich knieabwärts meine Muskeln und Sehnen nicht richtig entwickeln konnten.

Ich übte als Kind stehen und gehen, obwohl mir die Ärzte eigentlich keinen großen Erfolg in Aussicht gestellt hatten. Zum Rollstuhlbasketball brachte mich dann ein Klassenkamerad in der Grundschule. Ich war zunächst nicht so nicht so begeistert, aber der Freund sagte:

Schau es dir an, bevor du urteilst.

Ein Ratschlag, der für mich bis heute in vielen Situationen gilt.

„Rock’n Rolling“ Basketball

Seit dieser Saison 2015/2016 spiele ich wieder für meinen Heimatverein USC München. Hier hat es mich studientechnisch sowie sportlich wieder hin verschlagen. Die Uni ist gut und der Verein hat ein gutes Angebot gemacht. Außerdem werfe ich Körbe für die deutsche Nationalmannschaft und bin bei den Paralympics 2012 in London für Deutschland angetreten.

Zweimal am Tag geht’s zum Training, entweder bei meinem Verein und im Olympiastützpunkt in München oder mit der Nationalmannschaft in Gießen und Frankfurt. Sportler sein bedeutet sportlich trainieren, sportlich essen und sportlich ins Bett gehen. Basketball ist nun mal meine Leidenschaft.

Einsatz auf der IAA

Und jetzt, mit dem Dienstwagen auf dem Weg zur IAA, denke ich an die vergangenen zwei Wochen, als ich mit der Nationalmannschaft die Bronzemedaille bei der Europameisterschafft gewann und zugleich die Qualifikation für die Paralympics in Rio de Janeiro 2016 schaffte. Von München nach Frankfurt habe ich nur drei Stunden am frühen Morgen benötigt, jedoch als ich in Frankfurt ankomme, wird mir schnell klar, dass es nicht das Frankfurt ist, das ich während meines zweijährigen Wohnaufenthalts dort kennen gelernt habe:

Alle Parkhäuser sind besetzt und die Hauptverkehrsadern der Stadt sind zu Parkplätzen mutiert. Alles ist überfüllt. Das Einzige das mir wieder bewusst werden lässt, dass es sich um Straßen handelt, ist, das einige Autofahrer hupten und somit signalisieren, dass sie eigentlich vorwärts kommen wollen.

Nach langen eineinhalb Stunden finde ich einen Parkplatz am Hauptbahnhof von Frankfurt am Main, der ca. 500 Meter vom Messegelände entfernt liegt. Es hat eben auch manchmal Vorteile, einen Rollstuhlfahrerparkausweis zu besitzen. Ich steige aus, gehe hinter zum Kofferraum und lade meinen Rollstuhl aus, denn lange Strecken kann ich nicht laufen, und rolle anschließend zum Messegelände.

IAA mit zwei Autos

Der Zugang zum Messegelände ist in Ordnung. Über einen Seiteneingang bzw. dem U-Bahnzugang kommt man bequem als Rollstuhlfahrer auf das Messegelände. Direkt davor sind Stufen, aber das ist alles im Rahmen.

Mein Weg führt geradeaus zu Mercedes-Benz in die Festhalle! Mercedes stellt an diesem Fachbesuchertag eines von insgesamt zwei Autos auf der ganzen IAA mit Fahrhilfe aus. Für mich enttäuschend. Gerade vor den aktuellen Themen wie Demografie oder Inklusion, die immer in unserer Gesellschaft „aufpoppen“.

Ich habe von allen Ausstellern auf der IAA irgendwie mehr erwartet. Immer älter werdende Menschen, immer weniger junge Fahrer aufgrund der Verschiebung unserer Altersstruktur in Deutschland und dann nur zwei, in Worten zwei, Autos mit Fahrhilfen auf der IAA. Cool, dass zumindest Mercedes-Benz die Fahne hochhält!

Barrierefreiheit

Auf dem Weg durch die smart-Ausstellung zur Mercedes-Benz Halle fallen mir kleine Mängel zur Barrierefreiheit auf. Es gibt zum Übergang von smart zu Mercedes-Benz eine Treppe. Seitlich hinter einer Tür, die in die Wand eingebaut ist, gibt es dafür dahinter einen Fahrstuhl. Das kleine Rollstuhlschild hängt auch nicht auf meiner Augenhöhe – was im Rollstuhl ca. 1,50m ist – sondern auf ca. 2,30m. Ein Fall für den Smartphone-Stick.

Matthias Heil, der für das Thema „Fahrhilfen“ bei Mercedes-Benz zuständig ist führt mich zum Mercedes-Stand. Die Mercedes-Benz Halle ist ähnlich aufgebaut wie das Museum in Stuttgart. Man fährt mit einem weiteren Aufzug drei Etagen nach oben um von dort aus mittels Rampen kreisförmig nach unten zu laufen bzw. zu fahren. Der Aufzug ist hoch frequentiert von Rollstuhlfahrern und es bildet sich teilweise eine Schlange.

Mir fällt die Kinnlade runter

Bei dem Anblick der vielen tollen Autos in der Messehalle fällt sogar mir die Kinnlade runter und ich muss an meinen Besuch in Sindelfingen denken, als ich letztes Jahr meinen Mentor Philipp Wex besucht habe. Er hat mir damals die künftigen Innovationen gezeigt an denen er arbeitete. Audio- und Navigationssysteme sind ein großes Thema, als ich eine Pause in der AMG-Lounge mache und dort eine große, weiße S-Klasse in Cabrio Variante steht, mit der aktuell verbauten High-End-Audioanlage.

Ich rolle von Stockwerk zu Stockwerk hinab und manchmal benutze ich den Aufzug, weil ein paar Stufen im Weg sind, aber das ist wohl architektonisch nicht anders lösbar und meinerseits Jammern auf hohem Niveau. Im Großen und Ganzen kann man als Rollstuhlfahrer alles sehen, fühlen und riechen.

Mercedes-Benz: Fahrhilfen ab Werk

Das E-Klasse T-Modell hat einen Schwenksitz und Handbediengerät mit cool geformten Lenkraddrehknauf eingebaut. Der Schwenksitz lässt sich per Fernbedienung 90Grad nach außen drehen, sodass man leichter ein- und aussteigen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch ältere Leute diesen Sitz gut gebrauchen könnten. Das Handgas ist mit den Fußpedalen verbunden und durch drücken und ziehen an einem Hebel kann man beschleunigen oder bremsen.

Am Lenkrad ist ein ergonomisch geformter Handknauf befestigt, sodass man mit einer Hand das Auto gut lenken kann. Außerdem ist an dem Handknauf auch eine Tastenoption mit Blinker, Hupe oder weiteren Bedienelementen justiert. Hier gibt es unterschiedliche Modelle und Verarbeitungsvarianten je nach persönlichem Gusto. Viele Fotos werden von Messebesuchern hier gemacht, da es eine Rarität auf der Messe darstellt und irgendwie jeder mit dem ich gesprochen habe, sagt, dass er das gemachte Foto jemandem in der Familie zeigen möchte, da das für denjenigen interessant wäre!

Mein Leben ist spitze!

Abends setze ich mich wieder in meinen GLA und fuhr wieder die Strecke zurück nach München um pünktlich am nächsten Tag wieder in der Uni und dem Vereinstraining stehen zu können. Klar- mit den sportlichen Erfolgen ist mein Selbstvertrauen gewachsen, das merke ich auch im täglichen Leben.

Heute habe ich keine Probleme damit, Hilfe anzunehmen. Richtig nerven tut mich etwas anderes: Wenn Leute per se glauben, dass mein Leben schlecht ist. Und nicht nur meins. Auch das Leben von anderen Menschen mit Behinderung ist es nicht! Können wir uns auf „anders“ einigen? :)

Ich bin Akademiker und war bei Olympia, ich bin sozusagen „Rock’n Rolling-Markenbotschafter – mein Leben ist spitze!

One Man – Two Engines

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Vielen ist der Slogan „One Man – One Engine“ ein Begriff. Er steht bei uns für „Leistung, Leidenschaft und Verantwortung“ und dieses leben wir Tag für Tag in der Motorenmanufaktur bei AMG in Affalterbach. Warum nun „One Man – Two Engines“?

Ein Schritt zurück. Vor gut drei Jahren, im Juli 2012, hatte ich meine Blog-Premiere mit dem Beitrag „Formel 1 bei AMG“. Damals hatte ich die Ehre mit Michael Schumacher und Nico Rosberg einen V8 5.5L Biturbo (M157) zu bauen, der dann in einen CLS Shooting Brake eingebaut und im Nachgang für „Ein Herz für Kinder“ versteigert wurde.

Gegoogelt, gefunden, getroffen

Auf diesen Beitrag wurde ein Kunde aufmerksam, als er meinen Namen googelte und die Trefferliste an den ersten beiden Stellen Links auf das Daimler-Blog ausspuckte. Aber wieso googelt jemand meinem Namen?

Der „Sucher“ ist stolzer Besitzer eines SLS AMG und eines C63 AMG (BR204) und wie der Zufall es wollte, wurden beide Motoren von mir gebaut. Als der Kunde dies bemerkte, hinterließ er diesen Kommentar unter meinem Post.

Hallo Herr Zeitke, letzte Woche habe ich meinen AMG abgeholt. Ich habe momentan zwei AMG in der Garage stehen und habe festgestellt, dass Sie die Motoren meiner beiden Fahrzeuge montiert haben. Was für ein Zufall!
Ich bin bis jetzt mit beiden Fahrzeugen zufrieden,
Herzliche Grüße, Uwe W.

Ob nun Zufall oder Schicksal, dass darf jetzt jeder gerne selber entscheiden ;-) Ich freute mich also riesig, dass ein Kunde zweimal meine montierten Motoren im Fahrzeug hat und, dass er sich die Mühe gemacht hat, mich zu googeln, um mit mir Kontakt aufzunehmen.

Die fleißigen Kollegen von unserer digitalen Kommunikation (nochmal danke Dan) sprangen auf dieses Pferd auf und fragten ihn, ob er sich nicht mal vorstellen könnte, mich persönlich bei AMG in Affalterbach kennenzulernen, beziehungsweise zu besuchen.

Es dauert ein wenig, bis wir einen gemeinsamen Termin gefunden hatten, doch schließlich hatte es geklappt.

Performance Studio, Motorenprüfstand und Motorenmanufaktur

Er kam mit seinem Sohn im SLS AMG zu uns nach Affalterbach. Dort zeigte ich ihm zuerst das Performance Studio und dann den gläsernen Motorenprüfstand, wo man hautnah erleben kann, wie heiß und glühend die zwei Turbos im V bei unserem neuen Motor werden können.

Anschließend gingen wir an meinen Arbeitsplatz: die Motorenmanufaktur. Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, den Kunden persönlich zu begleiten und erklärte ihm verschiedene Stationen, unter anderem auch die Qualitätsabsicherungen und die Arbeitsabläufe.

Danach ging’s in den Showroom; ich hatte das Gefühl, Vater und Sohn waren schon ein wenig beeindruckt. In der Zwischenzeit hatten wir uns auch persönlich ausgetauscht, da es mich natürlich auch interessiert hat, in welcher Branche er tätig ist. Am Showroom angekommen, haben wir erst mal den SLS in die Mitte des Hofs gefahren.

Fachsimpeln über Individualisierungsmöglichkeiten

Wir haben über das Auto fachgesimpelt; wir sprachen beispielsweise über die Nachrüstung der „normalen“ Sitze auf die Performance Sitze, Spiegel in Carbon-Optik und auch, dass sein Fahrwerk ein wenig „härter“ ist, als die „normale“ Ausführung. Es stellte sich heraus, dass er früher einen C55 AMG hatte. Er betonte aber, dass der SLS das beste Auto ist, das er je hatte.

Ich glaub ein größeres Lob kann man als derjenige, der die Motoren dazu baut, nicht bekommen!

Gelungener Tag und wertschätzender Moment

Was natürlich nicht fehlen durfte, war der Blick unter die Motorhaube. Echt ein toller und wertschätzender Moment, wenn man seinen mit Leidenschaft gebauten Motor im Kundenfahrzeug sieht. Schließlich ließ ich mir es nicht nehmen, mich kurz hinter das Steuer zu setzen.

Was mich natürlich auch beeindruckt hat, neben dem Auto, war das sehr lockere und offene Gespräch. Durch unsere lebhaften Fachsimpeleien verging die Zeit wie im Flug und leider rückte das Ende immer näher. Im kleinen Kreis und bei einem leckeren kalten Wasser haben wir nochmal kurz den Tag Revue passieren lassen. Ich denke, jeder war von diesem sehr gelungenen Tag hellauf begeistert.

Ich hoffe natürlich, dass es nicht der letzte AMG für ihn war … und wer weiß, vielleicht schaffe ich ja noch den Hattrick.


Strich-Achter Liebe

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1200 DM. Mein erstes Gehalt. Ich studierte Kunstgeschichte und habe meine erste PR-Aktion durchgeführt. 1200 DM. Ich wollte mir einen  Herzenswunsch erfüllen und mir einen Oldtimer kaufen. Allerdings war mir nicht klar, was der Unterschied zwischen einem Oldtimer und einem alten Auto war. Egal – ich fand mein Objekt der Begierde relativ schnell.

Er war weiß, hatte blaue Sitze und hatte diesen Geruch, den nur ein Strich 8ter hat. Ich liebe dieses Auto, denn ich habe meine Kindheit in ihm verbracht, außerdem ist der Look einfach perfekt. Ein megacooles Auto.

Der Typ, der mir das Auto dann zum Kauftermin brachte, hatte die mieseste Hautkrankheit, die man sich vorstellen kann, so ein echter schmieriger Kerl. Vertrauen sah anders aus. Auch egal. Wir haben uns auf dem Uniparkplatz getroffen, der gesamte Autokauf hat maximal 4 Minuten gedauert. Es war ein Sonntagmorgen im eiskalten Braunschweiger Nirwana.

Augen auf beim Autokauf

Er nuschelte noch irgendetwas von technischen Details, die mich aber sowieso nicht interessierten. Er bekam sein Geld cash auf die Hand, ich den Schlüssel und die Papiere und los ging es. Der Uniparkplatz war eher so eine Art Buckelpiste und nach genau 10 Meter muss ich wohl durch ein Loch gefahren sein, mit einem Riesen-Kawumms fiel dann die gesamte Autopuffanlage ab, ich fuhr unbeirrt weiter, so dass sich diese sich dann zu einem Metall-Knoten unter meinem Auto knäulte, und ich dann nicht mehr weiter kam. Es war irgendwie wie bei Mad Max. Ich dachte noch, das mit dem neuen Auto läuft doch eigentlich anders ab ….

Sechs Monate später. Und eine wirklich große Anzahl von Erfahrungen reicher.

Mein weißer schöner Strich 8ter bekam einen neuen Auspuff und wenn er erst mal angesprungen war, fuhr er wie eine eins. Das Auto habe ich nie abgeschlossen, erstens weil das Schloss leicht klemmte und weil ich mir sicher war, dass niemand überhaupt auch nur in der Lage war, so ein Schlachtschiff zu fahren. Denn er ist ja wirklich groß. Da ich kein Autoradio hatte, hatte ich einen Ghettoblaster zwischen die Vordersitze gestellt. Wir hatten das perfekte Partyauto. An der Uni kannte mich jeder, aber nur wegen ihm!

Startschwierigkeiten

Eines Tages trug es sich zu, dass ich zu einem wunderbaren jungen Mann zum Frühstück eingeladen wurde. Es war mitten im Winter, eiskalt und ich musste nach Hannover. Mein wunderschöner weißer Strich 8ter konnte ja vieles, aber leider anspringen im Winter gehörte nicht dazu.

Ich konnte so schnell wie eine japanische Nahkampfsportlerin mit dem Überbrückungskabel die Kiste anwerfen, anschieben ging aber auch super (dazu hatte ich immer ein Paar flache Schuhe im Auto, denn mit Stöckelschuhen funktionierte es nicht). Ich wusste auch, wie man andere Menschen schnell dazu bekommt, mich abzuschleppen.

Also jedenfalls bin ich dann zu meinem Frühstücks-Date gefahren und habe ihn direkt vor seinem Haus geparkt. Dann ergab sich folgendes: nach ca. 2-3 Stunden, so genau kann ich mich nicht erinnern, unterbrach ich mein Date und sagte, ich müsse jetzt dringend zu meinem Auto. „Hast Du etwa auf dem Behindertenparkplatz vor der Tür Dein Wagen abgestellt?“ Nein, hatte ich nicht.

Also ob ich jemals meinen Wagen auf Behindertenparkplätze stellen würde. „Nein“, antwortete ich, „der Wagen ist an und läuft noch.“ Ich hatte den Choke fast bis zum Ende reingedrückt, so dass stundenlang leise vor sich hin lief – auf seinem Parkplatz. Der Schlüssel steckte, es schneite, und mein Auto blieb nicht nur kuschelig warm, sondern ich konnte auch jederzeit losfahren. Das hab ich dann aber nicht getan. Ich machte den Motor aus und blieb.

Ende gut, alles gut

Mein Mann sagt heute, das wäre damals, vor 23 Jahren der Moment gewesen, in den er sich in mich verliebte.

Heute, ungefähr vier Strich 8ter weiter, fahre ich einen 280 SLC von 1981. Für meine Verhältnisse ein richtig neues, junges Auto. Wunderschön und ohne Macken.

(c)  Mercedes-Benz Düsseldorf / Jens Pussel

Happy Birthday! Fünf Jahre Genius

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Auf den Tag genau vor fünf Jahren fiel der Startschuss für Genius: Am 7. Oktober 2010 fand der erste Genius-Lehrerkongress im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart statt. Heute gleiches Setting, wieder zahlreiche Gäste aus Politik und Bildung: Nun feierte Genius mit einem feierlichen Festakt sein fünfjähriges Jubiläum und ich war mittendrin.

Seit Juni bin ich nun schon Praktikantin im Team Genius, Teil der Abteilung „Academic Education“ unter dem Dach der Daimler Corporate Academy. Eigentlich ungewöhnlich für eine Lehramtsstudentin ein Praktikum in einem Automobilkonzern zu absolvieren, aber bei genauerem Hinsehen ist es das gar nicht, denn Genius bildet die Schnittstelle zwischen Unternehmen und Schule.

MINT – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft & Technik

Mit der MINT-Bildungsinitiative „Genius“ möchte die Daimler AG mehr Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaft und Technik begeistern. Gemeinsam mit Lehrern und Daimler-Ingenieuren, dem Kultusministerium des Landes Baden-Württembergs und dem Klett MINT Verlag hat Genius praxisnahe Unterrichtseinheiten entwickelt rund um das Thema „Mobilität der Zukunft“.

Schon beim Vorstellungsgespräch war ich begeistert von der Vielfältigkeit der Aufgaben und Veranstaltungen, die mich während meines sechsmonatigen Praktikums erwarten sollten. Aber dass es tatsächlich so abwechslungsreich werden würde, ich so viel Neues dazulernen und die Zeit wie im Flug vergehen sollte, hätte ich mir nicht träumen lassen:

Mitteldeutscher MINT-Kongress in Leipzig, Lehrerfortbildungen, Ausbildungstage in den Mercedes-Benz Werken in Düsseldorf, Wörth, Gaggenau und Sindelfingen, IAA-Personalschulung in Wiesbaden und die IAA 2015 in Frankfurt – um nur die größten Events zu nennen, die ich mit vorbereiten durfte und bei denen ich z.T. sogar live vor Ort mit dabei sein konnte.

Genius: Lehrmaterial im Unterricht…

Die Lehrerkongresse bieten Genius eine Plattform sich bei der Zielgruppe Lehrkräfte zu platzieren. Zum Kongress in Leipzig beispielsweise waren alle Lehrerinnen und Lehrer der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eingeladen und konnten sich über Neuerungen in ihren Fächern informieren. Im Rahmen der begleitenden Messeausstellung präsentierten wir die Genius-Unterrichtsmaterialien.

Feier fünf Jahre Genius Feier fünf Jahre Genius Lehrerfortbildung Lehrerfortbildung 1. Genius-Lehrerkonrgess 1. Genius-Lehrerkongress

Das erste Arbeitsheft „Antriebstechnik Gymnasium“ ist im Jahr 2010 erschienen. Mittlerweile wurden jedes Jahr weitere Arbeitshefte für Grund- und weiterführende Schulen entwickelt sowie zahlreiche MINT-Module. Abgestimmt auf die Arbeitshefte bietet Genius Lehrerfortbildungen an. Anfangs nur in Baden-Württemberg finden die Fortbildungen mittlerweile in neun Bundesländern statt.

Die Lehrkräfte werden in die Mercedes-Benz Werke oder Niederlassungen eingeladen und erhalten die Chance während eines arbeitsintensiven Nachmittages das Genius-Unterrichtsmaterial kennenzulernen und praktisch zu erproben. Momentan bin ich stark in die Planung der kommenden Lehrerfortbildungen eingebunden, denn für November stehen gleich drei auf dem Programm.

… und Workshops auf Veranstaltungen

Daneben ist Genius mit Mitmach-Ausstellungen an außerschulischen Lernorten vertreten und bietet Workshops für Kinder an. Bei Veranstaltungen können Standorte diese Workshops buchen und Kindern somit ein sinnvolles und lehrreiches Angebot bieten.

Neben sechs bereits existierenden Workshops arbeiten wir aktuell an der Entwicklung von weiteren Workshops zu aktuellen Themen der Fahrzeugtechnik. Als Favorit bei den Kindern gilt der Workshop „Brennstoffzelle“. Hier erzeugen die Teilnehmer kinetische Energie, indem sie Wasserstoff mit Sauerstoff reagieren lassen. Die Brennstoffzelle treibt den Elektromotor des Modellautos an und abschließend können die jungen Forscher in einer Rallye das schnellste Team ermitteln.

Die Highlights: Kinderuni mit Zetsche und Källenius

In den vergangenen fünf Jahren war Genius bei vielen internen und externen Veranstaltungen mit dabei, wie dem Tag der offenen Tür zum 100jährigen Jubiläum des Standorts Sindelfingen. Sehr gespannt bin ich auf die Kinderuni, welche dieses Jahr am 26.10.2015 stattfinden wird. Den Erzählungen meiner Kollegen nach waren die Kinderunis mit Dr. Dieter Zetsche und Ola Källenius ganz besondere Highlights. Zum 10. Geburtstag der Kinderuni in Tübingen hielt Dr. Zetsche als Gastdozent eine Vorlesung zum Thema „Warum wir das Automobil ein zweites Mal erfinden müssen“.

Bei 500 neugierigen Kindern im Hörsaal wurde es sogar Dr. Zetsche warm und er fragte „die jungen Damen“, ob er sein Jackett ablegen dürfe. Ein sehr charmanter Einstieg, sodass der Damm zu den jungen Zuhörern sofort gebrochen war.

Fünfundvierzig Minuten lang nahm er die Kinder mit auf eine Reise durch 100 Jahre Automobilgeschichte und entwarf gemeinsam mit ihnen das Auto der Zukunft. Nach der Veranstaltung war es Dr. Zetsche, der das Genius-Team zu einem gemeinsamen Gruppenfoto zusammentrommelte. Eine tolle Erinnerung an diesen Tag!

Wissensrallyes auf der IAA

Mein persönliches Highlight bislang war die IAA 2015, wo Genius bereits zum dritten Mal mit einem Informationsstand und Wissens-Rallyes für Schulklassen vertreten war. Im Vorfeld unterstützte ich das Team bei der Organisation und war sehr gespannt, als es dann endlich losging.

In Frankfurt angekommen war ich erst einmal überwältigt vom Ausblick aus meinem Hotelzimmer im 35. Stock. Dieses Gefühl wurde beim Anblick der „Mercedes-Hall“ jedoch noch getoppt. Einfach gigantisch! Am Genius-Stand informierten wir über die Bildungsinitiative, die im Rahmen der Corporate Social Responsibility einen Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie von Daimler leistet.

Anhand eines Buzz-Wissensquiz und einer gestengesteuerten Lernkonsole konnten Kinder mehr über die Themen Automobil, Design und neue Sicherheitstechnologien erfahren. Nicht nur bei den erwachsenen Besuchern sorgte die IAA 2015 für einen Rekord, sondern auch bei Schülern: über 1.000 Kinder und Jugendliche haben an 51 Genius-Schulklassenführungen teilgenommen. Nach fünf Tagen in Frankfurt voller neuer Eindrücke, interessanten Gesprächen und begeisterten Kinderaugen ging es für mich wieder zurück nach Stuttgart.

Feierlichkeiten zum Fünfjährigen

Nun aber zurück zum Jubiläum: Der Festakt fand im Auditorium des Mercedes-Benz Museums statt. Wie es sich für eine Geburtstagsfeier gebührt, hat Genius gemeinsam mit Partnern aus Politik und Bildung gefeiert und auf fünf erfolgreiche Jahre zurückgeblickt. Ein wenig aufgeregt startete ich in den Tag und hoffte, dass nach der wochenlangen Vorbereitung alles reibungslos klappen würde.

Nach dem Aufbau, Technikcheck und letzten Absprachen startete die Veranstaltung um 14.00 Uhr. In Impulsvorträgen wurden wichtige Zukunftstrends für Wirtschaft und Technische Bildung vorgestellt und auf dem Marktplatz „Genius live!“ gaben Schüler und Lehrer Einblicke in den Schulalltag mit Genius.

5 Jahre Genius

Zu meinen Aufgaben im Vorfeld hatte die Abstimmung mit den Kooperationsschulen gehört und es freute mich sehr, dass die ausgestellten Projekte auf große Begeisterung bei den Gästen gestoßen sind. Anhand des Genius-Arbeitsheftes „Sicherheitstechnik“ hatten Abiturienten zum Beispiel ein Elektroauto mit Assistenzsystemen gebaut.

Genius-Projekt: Elektroauto

Einige Gäste wagten sogar eine Testfahrt mit dem bis zu 30km/h schnell werdenden Gefährt. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema „MINT-Fit 2025? Kompetenzen, Anforderungen, Wege für Schul- und Studienabgänger.“ Beim anschließenden Get-together konnten wir erstmal durchatmen und auf die gelungene Veranstaltung anstoßen.

Leider neigt sich mit dem 5-Jahre-Genius Jubiläum auch meine Praktikumszeit zu Ende und ich darf zurückblicken auf eine äußerst abwechslungsreiche und inspirierende Zeit, voll spannender Einblicke in die Arbeitsweise eines global agierenden Automobilkonzerns. Meinen zukünftigen Lehrerkollegen werde ich den Einsatz der Genius-Unterrichtsmaterialen auf jeden Fall wärmstens empfehlen!

Das wahrscheinlich längste Praktikum der Welt

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Völlig blauäugig laufe ich den scheinbar endlosen Flur im Gebäude 132 des Werks Untertürkheim entlang, vorbei an Geschehnissen in schwarz-weiß, berühmten Gesichtern der Automobilgeschichte, bis ich schließlich in das Büro 258 abbiege, in dem mich das Team der internen Kommunikation Daimler Trucks bereits grinsend erwarten. Es ist der Beginn meines Praktikums bei der Daimler AG und wohin diese Reise führen wird, hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt nur erträumen können.

Bewaffnet mit Motivation und Kreativität tauchte ich ein in die Welt des Mitarbeiter-Portals, der Top Stories und Specials. Ich baute Geschichten, wartete auf Freigaben, filmte 1000 Grad heißes Flüssigmetall aus nächster Nähe und schoss Gruppenbilder aus höchsten Höhen. Und doch beeindruckte mich ein Erlebnis ganz besonders: Die IAA Nutzfahrzeuge 2014.

Dr. Bernhard hat mich in Indien nicht wieder erkannt. Ich stand wahrscheinlich einfach nur zu weit hinten.

Hannover, Sept. 2014: Unglaublich schicke Teile

Und alles, das ich bis dato nur in Form von Pixeln und Einzelteilen gesehen habe, wurde plötzlich gewaltig echt. Wie Alibaba und die 40 Trucks trat ich in die farblose Halle und staunte über das prachtvoll gestaltete Innenleben – hervorgehoben durch die restlichen Hallen, in denen Arbeiter noch mit Bohrmaschine und Klebeband am Werkeln waren. Daimler war halt mal wieder Vorreiter.

Vom Mercedes-Benz Actros über den Fuso Canter bis hin zum Western Star 5700 bildeten die Flaggschiffe aller Daimler Trucks Marken ein passendes Ambiente für das Highlight des Jahres, dem Future Truck 2025 – ein unglaublich schickes Teil. Der Western Star, nicht minder attraktiv, war übrigens komplett im supercoolen Kostüm des Optimus Prime, wodurch er nicht nur die Aufmerksamkeit vieler Besucher, sondern auch meine auf sich zog (Er hat sogar geredet!).

Optimus Prime höchstpersönlich glänzt so sehr, dass man beim genauen Hinsehen die Reflexion des BharatBenz in der Haube erkennt.

Verschämt muss ich zugeben, dass ich dem daneben stehenden, indischen BharatBenz 3143 dadurch kaum Beachtung schenkte. Aber wie das Leben eben so läuft, sollte sich dies bald drastisch ändern, denn es ging für mich schicksalhaft nach …

Indien, März 2015: Die Kulturelle Backpfeife

Oder auch „Minhdien“. Ich (Minh) wurde nämlich mit diesem Subkontinent regelrecht verschmolzen. Als gebürtiger Vietnamese nahm ich diese Reise anfangs auf die leichte Schulter. „Wird ja wohl nicht so krass werden“ dachte ich mir, als ich das Ticket nach Chennai bereits in den Händen hielt. Falsch! Die kulturelle Backpfeife, die mir dieses Land erteilte, setzte mich dermaßen außer Gefecht, sodass ich erstmal zwei Wochen lang all meine Entscheidungen hinterfragte (Liegt vielleicht auch daran, dass ich im Alter von zehn Monaten bereits aus Vietnam ins gemütliche Deutschland zog).

Und dann lernte ich Inder zu sein. Ich aß indisch, pendelte indisch, wohnte indisch (Sabyasachi, if you’re reading this thank you again for letting me stay with you, your parents and your ants) und arbeitete natürlich auch indisch in der Geburtsstätte der für das Land eigens geschaffenen Marke BharatBenz. Was das bedeutet, lässt sich nicht mal mit dem Regierungs-Claim „incredible India“ wirklich beschreiben.

Da links, unter dem blauen Ding ist doch noch Platz für ein ABS System!

4D-Gefühlsbusfahrt der fünf Sinne

Aber man könnte es erahnen, nachdem man um 6 Uhr morgens in das 50 km entfernte Produktionswerk nach Oragadam fährt. Bei 32 Grad. In einem unklimatisierten Bus. Eineinhalb Stunden lang. Ich nenne es auch gerne die 4D-Gefühlsbusfahrt der fünf Sinne. Nostalgisch macht einen beispielsweise der Hörsinn durch das permanente Hupkonzert, das manch Fußballfan an die WM 2010 erinnert, als Vuvuzelas ihr Debut feierten. Nicht-Fußballfans wiederum, wie mich, macht es einfach nur verrückt.

Aber zurück zum donnernden BharatBenz 3143. Der feierte nämlich zusammen mit den neuen „Made in India“ BharatBenz und Mercedes-Benz Bussen ebenfalls sein Debut – jedoch mit einer einschlagenden Premiere, die national und international einen beachtlichen Abdruck hinterließ. „Incredible“ ist für dieses Event definitiv die richtige Beschreibung, denn es zeigt diesem Land, in dem so vieles schief läuft, dass es auch anders geht. Ich habe jedenfalls keine Zweifel mehr daran, dass Daimler India Commercial Vehicles (DICV) den indischen Nutzfahrzeugmarkt revolutionieren wird.

Made In India! Die Busse, nicht ich.

Über die Landesgrenze hinaus, oder besser gesagt in ganz Asien kombiniert DICV zusätzlich seine Stärken mit der Mitsubishi Fuso Truck & Bus Corporation (MFTBC) unter dem Dach von Daimler Trucks Asia. Was dabei herauskommt, kann man auch mit Optimus Prime‘s erstaunlichem Einsatz in „Transformers – Revenge of the Fallen“ (Akzeptabler Film, Michael Bay halt) metaphorisch sehr gut beschreiben. Aber davon erzähle ich am besten aus …

Japan, Juli 2015: die Überdosis LED

Wow! Überdosis LED. Meine Pupillen weiten sich, mein Blut pumpt; die letzte Etappe kann beginnen. Auf bescheidenen 7 m² wohne ich in der Metropole Tokio, inmitten hochgestylten 13,5 Millionen Individuen. Das sind etwa drei Mal so viele Menschen wie im überbevölkerten Chennai. Stuttgart entspricht dabei mit seinen 600.000 Einwohnern, ungefähr der Besucheranzahl eines Einkaufszentrums am Samstag.

Wer unter Klaustrophobie leidet, sollte schon mal nicht in Tokio Bahn fahren.

Japan: Lady Gaga dieser Welt

Es ist eine Kultur, die sich kaum mehr von der deutschen und indischen unterscheiden kann. Japan ist das Lady Gaga dieser Welt und wie auch immer man über dieses Geschöpf urteilen mag – das, was sie macht, funktioniert. In der Bahn auf dem Weg nach Kawasaki begegne ich ihrem „Pokerface“ in Form von unzähligen, ausdruckslosen Gesichtern, alle versunken in ihren Handys, Mangas oder eigenen Träumen. Wer es hier wagt zu telefonieren, gilt als Rebell (und muss wahrscheinlich Bußgeld zahlen).

Nach 20 Minuten – klimatisierter – Fahrt erreiche ich den Hauptsitz von Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation (MFBTC), gliedere mich in die 50 m lange Schlange vor dem Aufzug, fahre in den 29. Stock und fotografiere erstmal staunend die surreale Aussicht, als wäre ich Tourist auf einer Besichtigungsplattform. Rechts Mount Fuji, Mitte Yokohama-Skyline, Links Tokio Skyline – wie ein 360 Grad Panoramabild.

Wenn ich zurückdenke, so blickte ich in Untertürkheim auf das Milchglas des gegenüberliegenden Männerklos und in Oragadam hatte ich nicht mal Fenster. Aber eines war zum Glück überall gleich: Die greifbare Umgebung mit den nettesten, witzigsten und zuvorkommendsten Kolleginnen und Kollegen :). So nett, dass ich gewisse kulinarische Angebote nicht mehr ablehnen konnte …

Kulinarisches Highlight

Das Auge sollte hier lieber nicht mitessen.

Um dazu die häufigsten Fragen dazu zu beantworten:

  1. Ich glaube es war Fisch?
  2. Nein, er lebte nicht mehr
  3. Hab’s mir schlimmer vorgestellt.

Aber bevor das hier zu einem Jamie Oliver Food-Blog mutiert, überlasse ich alle weiteren Erfahrungen, seien sie kulinarisch oder nicht, von nun an den Fantasien der Leser.

Fachlich ging es im Office nämlich um Daimler Trucks Asia Kommunikation. Als Minh-san agiere ich hier länderübergreifend und bin froh, immer noch bekannte Gesichter in meinem Lync-Fenster zu sehen – und diese verteilt in drei Zeitzonen. Total international, dieses Unternehmen, mit dem ich mich mittlerweile sehr gut identifizieren kann.

Gruppenbild 2.0. Ein Lync-Anruf und ich bin für jedes noch so internationale Selfie bereit.

So. Aber da man bekanntlich aufhören soll, wenn’s am schönsten ist, mach ich’s jetzt ausnahmsweise auch mal. Ich habe Schnitzel gegessen, mit Tuk-Tuk-Fahrern gestritten, die Hachiko-Statue fotografiert und nebenbei ganz vergessen, dass ich ja eigentlich noch fertig studieren muss, nämlich in …

Karlsruhe, Sept. 2015: Die Studentenbude

Heute, zwölf Monate später, sitze ich schon wieder in meiner Studentenbude und feile an meinem Bachelor, während ich zurück blicke auf ein Jahr, das ich in diesem Beitrag nicht mehr als anteasern konnte. Weil Untertürkheim so cool war, hängte ich noch ein freiwilliges Auslandspraktikum dran: erst die Pflicht, dann die Kür ;) –  Es war eine fordernde, spannende, inspirierende Reise in das große und doch so kleine Daimler-Universum, die mich mein Leben lang begleiten wird. Herzlichsten Dank für das wahrscheinlich längste Praktikum der Welt und an all jene, die mich auf diesem Weg begleitet haben:

Vielen Dank, Thank you very much, Mikavum Nanri & Arigato Gozaimasu!

Efficiency Run oder ran an den Verbrauch!

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Schon immer haben mich die schweren Fahrzeuge begeistert. Warum? Lkw verkörpern die „Kür“ in der Vielzahl von technischen Herausforderungen. Zum Beispiel die hohe Varianz: Ingenieure haben zig unterschiedliche Möglichkeiten, einen Lkw aufzubauen, ob bei Motoren, Achsen, Getrieben, Nebenabtrieben, oder den Fahrerhäusern…

Was die Zukunft bringt

Seit ich damals begann, Maschinenbau zu studieren, hat sich gerade bei den Lkw so viel verändert. Bei Motorleistung und Sicherheit. Beim Komfort. Und beim Verbrauch: Ich arbeite in der Lkw-Entwicklung von Daimler Trucks beim Gesamtfahrzeugversuch. Hier kommen die vielen technischen Neuentwicklungen für die Fahrzeuge zusammen und werden von uns getestet. Als Verantwortlicher für die „Triebstrang-Integration“ im Versuch sprich, den Verbau neuer Komponenten in die Lkw-Baureihen, lag das Augenmerk meines Teams und mir dabei schon immer besonders auf der Effizienz.

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Binnen 50 Jahren hat sich der spezifische Verbrauch von Lkw mehr als halbiert. Motoren sind mit hohem Entwicklungsaufwand wesentlich sparsamer geworden. Die Zukunft bringt aber noch viel mehr: Es wird nicht mehr allein „nur“ der Antriebsstrang helfen, wenn es ums Spritsparen geht. Es muss in jede Richtung gedacht werden. Trailer. Leichtbau. Aerodynamik. Reifen. Fahrerentlastung. Automatisiertes, irgendwann gänzlich autonomes Fahren.

Integrierter Ansatz

Uns bei Daimler Trucks geht es in der Konsequenz darum, einen „integrierten Ansatz“ zu wagen, um wirklich entscheidend C02 und Verbrauch zu reduzieren. Nutzfahrzeughersteller, Aufbau- und Reifenanbieter, die Logistikunternehmen und schließlich die politischen Instanzen sollen mit ins Boot. Daimler Trucks hat diesen Ansatz gemeinsam mit anderen europäischen Herstellern 2014 auf der IAA Nutzfahrzeuge vorgestellt.

Neben der Zugmaschine betrachten wir dabei auch den Auflieger (z.B. Maße und Gewichte, Luftwiderstand, Leichtbau), die Reifen (z.B. Rollwiderstand, Luftdruck, Einzelbereifung) oder den Kraftstoff (z.B. Biokraftstoff, Erdgas). Aber auch der Fahrbetrieb (z.B. Fahrertraining, Ladungsbündelung), die Infrastruktur oder das Thema Flottenerneuerung spielen als Stellhebel im integrierten Ansatz eine Rolle.

Wissen zusammenbringen, testen, beweisen

All unser Wissen zusammenzubringen um zu testen, was wir beim Verbrauch gemeinsam mit unseren Kunden noch „holen“ können, war der Grund für den Efficiency Run von Daimler Trucks: Ein einwöchiger Realtest mit drei Lkw, unter der Aufsicht der Dekra und zusammen mit drei führenden Logistik-Unternehmen.

Die Actros-Sattelzugmaschinen für Große-Vehne und DB Schenker wurden mit gewichtsoptimierten Trailern komplettiert und rundherum mit speziellen Leichtlaufreifen ausgestattet. Auch die Aerodynamik haben wir mit windschlüpfiger, abgerundeter Seitenverkleidung und einklappbaren Heckflügeln optimiert. Ebenfalls an Bord der Actros: Der vorausschauende Tempomat „PPC“ erwies sich als ein deutlich verbrauchsminderndes Assistenzsystem.

12-14 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch!

Mit den Speditionen DB Schenker, Große-Vehne und Elflein wurden in einer Testreihe unter realistischen Bedingungen auf typischen Routen Transporte mit üblichen Beladungen gefahren. Von Anfang an hat die Zusammenarbeit Spaß gemacht, aber wir standen ehrlicherweise auch vor großen Fragen:

Wie können wir überhaupt reproduzierbar mit einem messbaren Lkw im realen Lastbetrieb den Test durchführen? Detailfragen zur Genauigkeit der Messung bis hin zur Betankung (bei den Fahrten stets derselbe Mann, Nachtanken aus dem Reagenzglas, Stichwort u.a. „Bläschenbildung“ aus der Zapfpistole) mussten geklärt werden.

Lang-Lkw spart noch mehr

Die umfangreiche Vorbereitung und die Maßnahmen haben sich aber ausgezahlt: Die beiden für den Efficiency Run optimierten Actros Sattelzüge verbrauchten dabei jeweils rund 12 bis 14 Prozent weniger Kraftstoff, als der Standard-Sattelzug aus dem Fuhrpark der jeweiligen Spedition. Parallel untersuchten wir das Potenzial des Lang-Lkws bei der Firma Elflein. Was uns nicht überraschte: Im Vergleich zu Standard-Sattelzügen im volumenbasierten Transport kann ein Lang-Lkw einen Verbrauchsvorteil von rund 17 Prozent erzielen. Ich finde, dies sollte in die Diskussion um Lang-Lkw mit einfließen.

Optimiert, aber aus der Serie

Ganz wichtig: Die Optimierung der Fahrzeuge in der Konfiguration „Actros 1842“ mit 3700 mm Radstand erfolgte ausschließlich mit Komponenten, die auch am Markt erhältlich sind. Die beiden Actros-Efficiency Run Sattelzüge der Unternehmen DB Schenker und Große-Vehne, verfügten über den Tempomaten Predictive Powertrain Control (PPC).

Die Actros zogen gewichtsoptimierte Krone Eco Trailer, die in dieser Form ebenfalls am Markt verfügbar sind. Leichtlauf-Reifen rundeten die Optimierung der Fahrzeuge ab. Der Lang-Lkw mit einem zweiachsigem Zugfahrzeug Actros 1845 und Vierachshänger entsprach exakt den Standardkombinationen, die die dritte beteiligte Spedition, Elflein, einsetzte. Als Referenzwert dienten bei den einwöchigen Testläufen jeweils Standard-Sattelzüge der drei Speditionen. Sie wiesen Laufleistungen auf, die mit den Efficiency Run-Fahrzeugen vergleichbar waren.

CO2-Reduktion als Aufgabe für die gesamte Branche

Die EU beabsichtigt, eine CO2-Reduzierung von 30 Prozent bis 2030 (gegenüber 2005) zu realisieren. Für Deutschland sind sogar 40 Prozent in der Diskussion. Um zukünftig CO2-Emissionen auf wirtschaftliche Weise noch deutlicher senken zu können, müssen Politik und Transportbranche ganzheitlicher denken und Kräfte bündeln. Insofern haben  wir mit unserer Verbrauchsfahrt, wie man so schön sagt, „einen Hut in den Ring geworfen“.

Fazit

Fazit des Efficiency Runs: Wenn wir den Verbrauch und die CO2-Emissionen deutlich weiter senken wollen, dürfen wir nicht nur beim Motor ansetzen. Dann müssen wir die Kräfte bündeln und auch Reifen, Auflieger und andere wichtige Komponenten einbeziehen. Nur so gelingt uns das auf bezahlbare Art und Weise. Aber es lohnt sich auf alle Fälle! Siehe Efficiency Run!

Hier geht’s zum Video vom Tag der Efficiency Run-Präsentation in Berlin.

Linguatronic 2.0: der persönliche Assistent fürs Auto

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Ich sitze gerade in einem barocken Konferenzsaal der Charles University in Prag und schaue mir die aktuellsten Forschungsthemen der Sprachbedienung an. Warum ich das mache? Ich bin Entwicklungsingenieur im Bereich Research&Development: meine Kollegen und ich entwickeln die Sprachbedienung unserer Mercedes-Benz PKW.

Deshalb bin ich auf der SIGdial-Konferenz in Prag, da es für uns Entwickler enorm wichtig ist, die aktuellsten Technologien und Trends der Sprachbedienung zu kennen. Auf dieser Konferenz treffen sich jährlich Sprachwissenschaftler aus dem vorwiegend universitären aber auch industriellen Bereich. In unserer täglichen Arbeit müssen wir Sprachdialoge designen, welche durch die aktuell zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten umgesetzt werden können.

Wir müssen vorausschauend in die Zukunft blicken und zukünftige Technologien für unsere Zwecke bewerten. Somit versuchen wir stets das Maximum aus den bestehenden technologischen Limitierungen heraus zu kitzeln, denken aber auch gleichzeitig an die Sprachbedienung von morgen. Dies klingt spannend und einfach – ist es aber nicht: Eine unserer stetigen Herausforderungen ist der Umgang mit den internen Schnittstellen, sowie die Verfügbarkeit der Sprachbedienung in den unterschiedlichen Märkten.

Im Dialog für ein stimmiges Sprachbediensystem

Als Verantwortlicher für die Bedienung der Radio- und der Telefonfunktionen per Sprache bin ich regelmäßig mit den beteiligten Kollegen (z.B. Software-Entwicklern oder Designern) und den zuständigen Software-Lieferanten im Dialog. Um ein stimmiges Gesamtkonzept zu entwickeln, müssen zum Beispiel die Informationen, die während des Sprachdialogs auf dem Display der Mittelkonsole angezeigt werden, mit den Kollegen abgestimmt werden, die die manuelle Bedienung sowie das Design des Infotainmentsystems verantworten.

Nur wenn alle Teilprozesse/konzepte zusammen arbeiten, kann ein nutzerfreundliches und in sich stimmiges Sprachbediensystem entstehen. Da die Sprachbedienung in vielen Märkten und Sprachen verfügbar ist, müssen wir deren jeweiligen Bedürfnissen gerecht werden. Durch engen Kontakt zu unseren internationalen Kollegen – unter anderem in Sunnyvale, USA, in China oder in Korea – erfahren wir, was sich aktuell abspielt und gefordert wird.

Jede Sprache hat ihre Besonderheiten

Wenn die Sprachbedienung in vielen Märkten verfügbar sein soll, muss sie selbstverständlich auch in die jeweiligen Landessprachen übersetzt werden. Hier sind Übersetzungen in nicht-romanische Sprachen wie Japanisch besonders herausfordernd. Wussten Sie zum Beispiel, dass im Japanischen das Verb, welches für die Spracherkennung sehr wichtig ist, immer am Ende eines Satzes steht? Ich schon – zumindest mittlerweile.

Als Entwickler der Sprachbedienung ist es enorm wichtig, die grundsätzlichen Mechanismen und Unterschiede verschiedener Sprachen zu kennen und zu verstehen. Je mehr Sprachen unterstützt werden, desto mehr steigt der Aufwand für die Qualitätssicherung des Systems. Die Systeme müssen in jedem Markt und in jeder im Markt zur Verfügung stehenden Sprache getestet werden.

Um solche Tests durchzuführen, müssen Sprachdaten von Muttersprachlern gesammelt werden, was einen aufwendigen und zeitintensiven Arbeitsschritt darstellt. Darum arbeite ich gerade an einem Ansatz, mit dem man schnellstmöglich viele Sprachdaten sammeln kann. Die wissenschaftliche Komponente dieses Ansatzes wird auf dieser Konferenz veröffentlicht und vorgestellt und fließt dann direkt bei uns in die Entwicklungsprozesse ein.

LINGUATRONIC: Der Pionier

Der Besuch der Konferenz zeigt mir nicht nur den state-of-the-art der Sprachbedienung, sondern gibt mir gleichzeitig die Möglichkeit, gedanklich etwas auszuschweifen, den Entwicklungsprozessen der heimischen Arbeitsumgebung zu entfliehen und über Trends und Entwicklungen der Sprachbedienung nachzudenken.

Wenn ich mir die auf der Konferenz vorgestellten Prototypen und Forschungsthemen betrachte, wird mir klar, wie stark sich die Sprachbedienung in den letzten 20 Jahren weiterentwickelt hat. Die Anfänge habe ich zwar nicht miterlebt, aber ich weiß, dass die ersten Entwicklungen im PKW stattfanden.

Hier war eine Bedienung von Fahrzeugfunktionen, wie das Radio per Sprache, äußerst vorteilhaft, da dadurch die Fahrablenkung reduziert werden konnte. Mercedes-Benz war Pionier der Automobilbranche auf diesem Gebiet und brachte im Jahre 1996 die erste S-Klasse mit LINGUATRONIC-Sprachbedienung auf den Markt.

400 verschiedenen Kommandos

Mit der Sprachbedienung dieser S-Klasse war der Nutzer lediglich in der Lage sein Telefon durch die Verwendung einiger weniger Kommandos zu bedienen – an die Umsetzung einer Vielzahl verschiedener Kommandos war damals nicht zu denken. Nach und nach verbesserte sich die Spracherkennungstechnologie und die Anzahl an sprachbedienbaren Kommandos stieg mit den verfügbaren Funktionen des Infotainmentsystems.

Die Automobilhersteller trieben diese Technologie soweit voran, dass heutzutage der Fahrer z.B. sein Navigationsziel per Sprache eingeben, Musiktitel suchen oder einen bestimmen Kontakt aus dem Adressbuch anrufen kann. Im aktuellen System der C-Klasse stehen dem Fahrer ca. 400 Kommandos zur Verfügung.

Siri: die Schrittmacherin

Wenn ich jedoch über den aktuellen Stand der Sprachbedienung nachdenke, muss ich leider feststellen, dass die Automobilhersteller nicht mehr die treibende Kraft dieser Technologie sind. In den Sprachbediensystemen der Fahrzeuge spricht der Nutzer zu seinem Auto überwiegend im Kommando-Stil wie mit einer Maschine:

„Zieleingabe in Köln“, „Musiksuche“ – so würde ich mich nicht intuitiv mit einem Menschen unterhalten. Eine natürlichere Spracheingabe ist nur an wenigen Stellen möglich. Mit der Einführung von Siri auf dem iPhone 4S im Oktober 2011 hat Apple jedoch diese Art der Bedienung abgelöst und eine neue Trendrichtung in der Sprachbedienung vorgegeben. 

Mehr Mensch als Maschine

Aber was ist denn auf einmal neu und anders an Siri? Sie ist keine Maschine, Siri ist eine Persönlichkeit, hat Charakter. Dementsprechend spreche ich mit ihr auch wie mit einem Menschen. Siri reagiert sogar auf unkonventionelle Anfragen wie „Willst du mich heiraten?“ mit frechen Antworten, wie beispielsweise „Ich bin nicht für die Ehe geschaffen.“

Dieser Sprachdialog mit einem Gerät macht Spaß und löst Emotionen aus – und das, obwohl ich zu meinem HANDY spreche … diese Art der Bedienung wird durch den Einsatz von cloud-basierter Spracherkennung möglich, bei dem die Spracherkennung nicht auf dem Handy erfolgt, sondern auf einem Server.

Mit Siri hat Apple meiner Meinung ein neues Zeitalter der Sprachbedienung eingeleitet. Andere Smartphone-Hersteller folgten und sind nun die treibende Kraft, wenn es um Sprachbedienung geht. Jedoch hat sich nicht nur die Technologie oder die Art der Mensch-Maschine-Kommunikation drastisch verändert: Für mich war auch durchaus überraschend mit dem iPhone 4S, die erste Werbung zu sehen, in der Sprachbedienung thematisiert wird.

Sprachbedienung als Kaufkriterium

Auf einmal ist „Sprachbedienung in aller Munde“! Dass die Sprachbedienung eines Geräts zu einem Kaufkriterium avanciert ist, haben auch Hersteller anderer Produkte erkannt. Mittlerweile gibt es sprachbedienbare Fernseher, Lautsprecher mit denen ich mich unterhalten kann und sogar Kühlschränke, die mir sagen, was ich kaufen oder essen soll.

Der Mehrwert dieser Innovation ist an manchen Stellen selbstverständlich auch in Frage zu stellen…Was ich jedoch damit sagen will, ist, dass Sprachbedienung unsere Welt immer mehr durchdringt und aus unserer digitalen Welt nicht mehr wegzudenken ist.

Was steckt hinter Linguatronic?

Mit der Nutzung der Sprachbedienung in der Consumer Electronics Welt sind die Ansprüche und Erwartungen der Kunden gestiegen. Diese müssen wir erfüllen,  und deshalb ist es unsere Aufgabe, darauf zu reagieren und uns den aktuellen Trends anzunähern. Um unser Sprachbediensystem zunächst populärer zu machen und das Interesse für unsere Sprachbedienung zu erwecken, haben wir ein Video-Clip erstellen lassen, welcher die Funktionen der LINGUATRONIC des aktuellen CLS beschreibt.

In dem Video möchte ich euch zeigen, wie einfach doch unsere Sprachbedienung mittlerweile ist.

Wir möchten der Sprachbedienung der Zukunft wortwörtlich ein neues Gesicht geben und arbeiten täglich daran – LINGUATRONIC 2.0 sozusagen! In Zukunft wird der Mercedes dem Fahrer nicht mehr wie ein Dienstleister erscheinen, der auf Knopfdruck bereitsteht. Der Fahrer soll seinen Mercedes direkt ansprechen und sich auf natürliche Weise mit ihm unterhalten können.

Der Smartphone-Trend der natürlich-sprachlichen Bedienung, den Apple erfolgreich etabliert hat, wird somit aufgeholt und der Fahrer kann mit seinem Auto sprechen, als würde er mit seinem Nachbarn auf dem Beifahrersitz kommunizieren. Bei der Entwicklung orientieren wir uns an den aktuellen Trendgebern und berücksichtigen jedoch die automobilspezifischen Randbedingungen wie z.B. der Reduktion der Fahrerablenkung während der Fahrt.

Mitmachen! Vorschläge, Wünsche, Anregungen?

So, nun habe ich genug über die Sprachbedienung von gestern, heute und der Zukunft philosophiert. Zum Abschluss meines Beitrags möchte ich noch einen kleinen Aufruf starten.

Habt ihr Lust, die Sprachbedienung in unseren Fahrzeugen selbst mitzugestalten?

Denn um einem Auto noch mehr Persönlichkeit zu verleihen und den Spaß an der Bedienung des Autos per Sprache zu steigern, suche ich für die Sprachbedienung der Zukunft noch nette, witzige oder freche Dialoge, die man mit dem Auto führen könnte – und da kommt ihr ins Spiel!

Was würdet ihr euer Auto fragen wollen? Über welche Themen würdet ihr mit eurem Fahrzeug gerne sprechen? Und welche Antworten würdet ihr darauf erwarten?

  • Fahrer: „Hey Mercedes, wo gibt’s die besten Burger in Stuttgart?“
  • Mercedes: „Laut den Yelp-Bewertungen gibt es den besten Burger in…“
  • Fahrer: „Mercedes, lass uns zusammen shoppen gehen.“
  • Mercedes: „Gerne, die Rechnung bezahlst aber du. Wo sollen wir denn hinfahren?“
  • Fahrer: „Wie steht’s gerade beim VfB?“
  • Mercedes: „Frag lieber nicht…“

Teilt mir durch eure Kommentare eure Ideen mit und nehmt aktiv an der Entwicklung der Mercedes-Benz-Sprachbedienung teil.

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