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Doch noch Weltmeister – Weltrekord mit dem W123

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Nein, sportlich gesehen war es kein guter Sommer für uns Deutsche. Statt eines Sommermärchens erlebten wir bei der Weltmeisterschaft in Russland eine fußballerische Eiszeit. Es musste also ein Erfolgserlebnis her. Und wenn wir schon nicht mehr Weltmeister sein können – dann doch vielleicht wenigstens Weltrekordhalter? Doch der Reihe nach.

Weltrekord statt Weltmeisterschaft

Der W123-Club Stammtisch Elbe-Weser hat nach Tarmstedt, einem kleinen Ort in der Nähe von Bremen, zum Weltrekordversuch eingeladen. Bisher waren die Holländer mit 323 Fahrzeugen der Baureihe 123, inklusive gemeinsamer Ausfahrt (Parade), die Halter des Guinness World Records. Jetzt wollen wir mehr Fahrzeuge zusammenbekommen und dann alle zusammen eine riesige Ausfahrt machen. Dann sind wir Weltrekordhalter.

Den Sani gleich mitgebracht: Der Rettungswagen auf Basis 123

Na ja, gemein ist das schon, finde ich. Erst dürfen unsere orangenen Nachbarn nicht mal mit zur Fußball-WM und dann wollen wir ihnen auch noch den Weltrekord wegnehmen. Was soll das arme Volk denn noch alles aushalten? Aber als ich auf den Parkplatz komme und etliche Mercedes-Benz der legendären 123er Baureihe sehe, die laut Nummernschild aus den Niederlanden kommen, sind meine Bedenken schnell verflogen.

Auch der Cheforganisator, der ständig, gutgelaunt und laut hupend, mit einem blauen W123 über den Platz jagt, hat zweifellos einen dicken holländischen Akzent. Dann sehe ich noch einen Mann im typischen knallorangenen Anzug. Jo, das kann nur ein Holländer sein.

Steht drauf und stimmt – augenscheinlich

Also alles gut. Neben den Holländern sehe ich noch Portugiesen, Dänen, Franzosen und Bremer. Es sind viele Autos aus dem Umland, natürlich auch Mercedes-Kollegen, aber auch Fahrzeuge aus ganz Deutschland dabei. Das Bremer Merdes-Benz Werk nimmt mit zwei S123 an dieser Veranstaltung teil. Und ja, beide Kombis wurden auch hier im Werk gebaut. Der eine Fahrer heißt Lars und der andere glückliche Fahrer bin ich. Alles ist gut organisiert. Auch der Regen. Pünktlich zur anstehenden Parade hört er auf.

Wie Motten das Licht

Die Ausfahrt verzögert sich noch etwas und wir Bremer stehen mitten im Feld. Ja – und dann mache ich einen Fehler. Ahnungslos öffne ich die Motorhaube und möchte meinem Kollegen einen Blick auf die tadellose Kraftmaschine (80 PS) werfen lassen, als wir plötzlich überrannt werden. Aus allen Ecken kommen sie. Keiner kann sie aufhalten. Ich bin total geplättet.

Mit einem Mal hängen die Männer kopfüber in meinem Motorraum und fachsimpeln unter anderem über einen Kabelbinder, der damals von den Lehrjungs manchmal eingeklemmt wurde und dann zu Undichtigkeiten führen konnte. Oder über eine kleine Pumpe, die anscheinend noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat – oder so ähnlich. Es ist irre.

Das Rekordfahrzeug

Und dann kommt noch jemand auf mich zu und fragt ganz aufgeregt: „Ist er es wirklich? Ist das wirklich die Nummer 1?“ Als ich ihm bestätige, dass es sich tatsächlich um den ersten, im Werk Bremen gebauten Kombi handelt, der an einen Kunden ausgeliefert wurde, ist der gute Mann unbeschreiblich glücklich. Sie wollen Emotionen? Hier gibt es jede Menge davon.

Die Menschen sind glücklich und zufrieden. Alle freuen sich, es müssen keine Polizeikampfeinheiten für Ordnung sorgen. Es ist halt keine Fußballweltmeisterschaft, sondern eben „nur“ ein Weltrekord.

Jubel, Trubel, Heiterkeit

… und wir haben den Pokal

Glaube ich wenigstens. Die Ausfahrt ist klasse und der Rundkurs für uns abgesperrt. Die Zuschauer feiern mit uns ein kleines Volksfest. Einige haben sogar ihre Blasinstrumente mitgebracht und sorgen für Stimmung (orange Anzüge habe ich da aber nicht mehr gesehen).

Wir haben es geschafft und sind stolz

Wir haben weit über 400 Fahrzeuge auf den Rundkurs geschickt und als der letzte Wagen die Ziellinie überquert, kennt der Jubel keine Grenzen. Jetzt fehlt wohl nur noch die offizielle Anerkennung und dann sind die orangenen Nachbarn ihren Rekord wieder los. Ja, und ich bin Weltmeister, äh Weltrekordhalter. Wenn ich das in meinem Club erzähle. Wieder kommt ein Mann auf mich zu und stellt mir die schon bekannte Frage. Antwort: „Ja, er ist es!“ Der Erste aus Bremen!

Wie sich herausstellt, ist der gute Mann ein Kollege und jetzt im wohlverdienten Ruhestand. Er hatte sich damals maßgeblich um die Restauration des grünen Kombis gekümmert und streichelt ihn jetzt liebevoll über das Dach.

Der Beweis hängt jetzt sicher eingerahmt zu Hause. Nicht im Wohnzimmer – sondern in der Garage

Am glücklichsten aber ist seine Frau: „Endlich hat er ihn gefunden, wir haben schon den ganzen Tag Ausschau nach dem Wagen gehalten. Mein Mann hat immer wieder gesagt, dass er doch hier irgendwo sein müsste. Nicht auszudenken, wenn wir ohne ein Wiedersehen nach Hause gemusst hätten. Zum Glück haben wir ihn gefunden.“

Der Beitrag Doch noch Weltmeister – Weltrekord mit dem W123 erschien zuerst auf Daimler-Blog.


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