Nach meinem absoluten sportlichen Highlight in 2016, der Teilnahme an den Paralympics in Rio mit meinem Rollstuhlbasketball Nationalteam – kann ich mich sehr glücklich schätzen, dass ich auch schon im neuen Jahr eine besondere Veranstaltung miterleben konnte: die Verleihung der Laureus World Sports Awards in Monaco!
Die Laureus Sports Awards sind international bedeutende Auszeichnungen im Bereich des Sports. Es sind sozusagen die „Oscar-Verleihungen“ im Sportbereich. Es gibt keine Veranstaltung, auf der für Sportler ein größerer roter Teppich ausgelegt wird, als bei den Laureus World Sports Awards!
Potential entfalten
Die Gründer der Laureus World Sports Awards, die seit 2000 vergeben werden, sind die Daimler AG und Richemont. Im selben Jahr wurde auch die Laureus Sport for Good Foundation gegründet. Die Stiftung fördert Sportprojekte weltweit, die es sich zum Ziel gesetzt haben, gesellschaftlich benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu bieten. Sport soll ihnen dabei helfen, in Bewegung zu bleiben, Grenzen zu überwinden, über sich selbst hinaus zu wachsen und an die eigenen Fähigkeiten zu glauben. Auf diese Weise sollen sie dazu ermutigt werden, ihr eigenes Potenzial zu entfalten.
Seit 2015 bin ich Mercedes-Benz Botschafter für „Fahrhilfen ab Werk“ und hatte im selben Jahr erstmalig die Chance, mich persönlich von der tollen Arbeit, die Laureus leistet, zu überzeugen, als ich im Rahmen des Laureus Sport for Good Projekts „Körbe für Köln e.V.“ circa 30 begeisterte junge Menschen in die hohe Kunst des Rollstuhlbasketballs einführen durfte.
2017 kam dann das nächste „big thing“ im Kontext von Laureus. Der Besuch des denkwürdigen Events in Monte Carlo, bei dem nach verschiedenen Kategorien einzelne Sportler, aber auch Mannschaften geehrt wurden.
Abtauchen in eine andere Welt
Bevor ich mir allerdings die Verleihung der Laureus Sports Awards mit großer Spannung anschaute, hatte ich das Privileg selber etwas sehr innovatives an dem Abend vorzustellen. Einen Virtual-Reality Film, der es jedem ermöglicht, Rollstuhlbasketball in einer ganz neuen Dimension zu erleben.
Vor einigen Wochen war ich Protagonist in einem „Virtual-Reality“ Projekt des Rollstuhlbasketballvereins RBB München, sowie der Allianz. Die Allianz Versicherungen sind seit 2016 auch Förderer von „Laureus Sport for Good.“
Wir drehten zusammen einen Sportfilm im Audi Dome des FC Bayern München Basketball. Dort hatten wir die besondere Chance, das Ergebnis in Monaco zu präsentieren.
Was genau hat es mit Virtual-Reality-auf sich?
Wenn man von Virtual Reality spricht, kurz auch VR genannt, geht es um eine Wirklichkeit, die in einem interaktiven virtuellen Raum dargestellt wird. Durch die Art und Weise, wie man die Dinge hier sieht und hört, hat man das Gefühl sich in der „echten Realität“ zu befinden. Mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille und Kopfhörern, kann man in eine komplett andere Umgebung eintauchen. Beispielsweise in ein Rollstuhlbasketball Spiel!
Ich habe es selbst versucht – der absolute Wahnsinn. Wie echt sich das tatsächlich anfühlt, als wäre ich mitten in der Sporthalle! Natürlich hatten dann auch die die Besucher der Laureus Sports Awards 2017 die Möglichkeit eine VR-Brille aufzusetzen und zu einem Rollstuhlbasketballer zu werden. Durch Drehungen um 360° konnten sie so „live“ das erleben, was der „echte“ Rollstuhlbasketballer bei den Filmaufnahmen in diesem Moment auch gesehen und gehört hat.
Der innovative Erfolg
VR- im Allgemeinen steckt noch in den Kinderschuhen. Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, was es heißt mit Hilfe einer solchen Brille in eine virtuelle Umgebung einzutauchen. Ich selbst habe den Film zum ersten Mal in Monte Carlo gesehen. Ich war sehr erstaunt, mich selbst an mir vorbeirauschen zu sehen, um mich dann zu erinnern, dass das Ganze nur virtuell ist. Das Spiel war zum Greifen nahe. Jeder, der sich mit der VR-Brille durch den Raum bewegte, lief fast gegen Wände.
Edwin Moses, Chairman der Laureus Sport for Good Foundation, eines meiner Idole und für mich der imponierendste Leichtathlet, setzte die Brille nach dem Film ab und sagte:
Woooow, that was incredibly real.
Das innovative Projekt, paralympischen Sport mit VR zusammen zu bringen, hat sich gelohnt. So wie ich das einschätze, folgt in diesem Feld noch vieles mehr auf das ich mich jetzt schon freue!
The power to change the world
Später am Abend fanden nun die Preisverleihungen statt. Sie bestanden aus folgenden Kategorien: Sportlerin / Sportler / Mannschaft / Durchbruch / Comeback / Behindertensportler / Action Sportsperson / Bester Sportmoment des Jahres. Zuvor wurde mir die Ehre zuteil Herr Dr. Dieter Zetsche die Hand zu schütteln. Dann folgten weitere Momente, die Gänsehaut-Feeling an dem Abend schafften.
Einer davon war die Einblendung von Nelson Mandelas ehrwürdiger Rede bei den ersten Laureus World Sport Awards im Jahr 2000. Diese brachte alle Menschen im Saal zu absolutem Schweigen. Jeder lauschte seinen Worten von damals, die mit „Sports has the power to change the world“ anfingen.
Hugh Grant und Kate Abdo moderierten mit britischem trockenem Humor durch die verschiedenen Kategorien. Für mich die interessanteste Kategorie: die Verleihung des Laureus Awards zum Behindertensportler des Jahres. Die junge Beatrice Vio aus Italien fechtete in Rio bis zur Goldmedaille. Obwohl sie Knie und Ellbogen abwärts amputiert ist. Sie fechtet mit einer Orthese, die über den Oberarm gestülpt wird, auf die Orthese steckt sie mit einer Art Adapter die jeweilige Klinge ein.
Gänsehautmomente en masse
Als danach Nico Rosberg auf die Bühne kam, um seinen „Durchbruch des Jahres“ Titel abzuholen, sagte er, dass der eigentliche Athlet des Abends gerade vor ihm auf der Bühne war. Wer Gold in Rio holt in einer Sportart bei der Hände essenziell sind und diese jedoch nicht hat, und sein Krankheitsschicksal mental so aufarbeitet, dass es zu den größten sportlichen Leistungen reicht, hätte seinen Respekt verdient.
Alle wären stolz auf Beatrice und er bitte sie um ein Selfie. An diesem Punkt hatten alle im Saal Gänsehaut, wenn nicht sogar Tränen in den Augen. Genau wegen solchen Momenten gibt es Sport und somit Inspirationen. Zu sehen, dass Sportlerherzen einfach höher schlagen, wenn es um Wettkampf und Ehre geht, rundete für mich das Event tadellos ab.
Außerdem war ich froh mit dem VR-Rollstuhlbasketball Film in Zukunft noch mehr Menschen „abholen zu können“, um die Faszination der Paralympics näher zu bringen. Bei einigen Interviews wurde ich gefragt, was ich bewege. Ich bewege vor allem das Diversity-Thema. Diversity bedeutet für mich sich mit der Unterscheidung sowie Anerkennung verschiedener Gruppen in unserer Gesellschaft zu befassen.
Handicap, Religion, Herkunft etc. sind Dinge, die uns beschäftigen, zusammen bringen, aber auch befremdlich sein können. Ich bin hier, um zusammen zu bringen. Es inspiriert mich solche Projekte zu generieren, die Diversity in unserer Gesellschaft fördern. Darüber hinaus motiviert es auch im sportlichen Sinne weiter zu machen.
Mit viel Herzblut auf zu neuen Zielen
Nach den Paralympics in Rio letztes Jahr, wartet jetzt wieder der Rollstuhlbasketball in Deutschland auf mich. Dies führt mich im kommenden Juni zur Europameisterschaft auf die Kanaren. Das soll aber nur ein Vorgeschmack sein auf die Weltmeisterschaft 2018, die in Hamburg stattfinden wird. Ich bin stolz, dass mein Heimatland Ausrichter einer Weltmeisterschaft sein wird. Darüber hinaus gibt es wenige Sportler, die je in ihrer Karriere eine Heim-WM miterleben. Dafür arbeite ich hart und zielstrebig an meinem eigenen Können weiter. Die Laureus Awards zeigten mir wieder, dass Sport so viel Emotion in sich trägt und mein Herz für den Basketball schlägt.
Der Beitrag VR auf den Laureus World Sports Awards erschien zuerst auf Daimler-Blog.