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Gastbeitrag: Concept Cars: Die richtige Ener-G verleiht Flügel!

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Transportation Design! „Unsere einzigartige Design-Kompetenz wird überall auf der Welt geschätzt.“ – Eingeladen von Mercedes-Benz und smart, ging es für mich nach Los Angeles zur Weltpremiere des smart forjeremy, wo neben dem Wiedersehen mit Steffen Köhl, Leiter Mercedes-Benz Advanced Design und Professor h.c. Gorden Wagener, Designchef Mercedes-Benz und smart, noch der kreativ-verrückte Modemacher Jeremy Scott sowie zwei Aufsehen erregende Concept Cars auf mich warteten…

Nach dem Flug von Frankfurt am Main nach Los Angeles sowie einem kurzen Gespräch mit Steffen Köhl ging es auch direkt in die Vollen: Im Rahmen der diesjährigen Design Challenge der Los Angeles Auto Show fahndete man nach dem Polizeiauto der Zukunft und die Ermittlungsergebnisse seitens Mercedes-Benz standen unmittelbar vor mir, verhüllt unter grauem Samt.

Während ich den Worten der Präsentation lauschte – „Wir geben mit der Studie einen Hinweis auf einen Neuanfang für die Offroad-Gene von Mercedes“ – denke ich über das Szenario der Zukunft nach: „Noch vollere Straßen, eine weiter rasch wachsende Bevölkerung und große Sensibilität in Sachen Umwelt“, das klingt viel zu gelackt – doch nun gut.

Endlich, es geht los. Zusammen greifen Steffen Köhl und Gorden Wagener nach dem grauem Samt und lassen Stück für Stück die Hüllen fallen! Das Ergebnis des Denk- und Designprozesses kann sich sehen lassen: Die Designer verzichten beim Ener-G-Force auf den beliebten Retro-Stil und verpassen dem Einsatzwagen der Zukunft eine robuste und gleichzeitig moderne Optik.

„Was ist denn das für eine genetische Laune?“, fragte eine Stimmte aus der Menge. Offenbar scheint das Ener-G-Force Concept für „Nicht-Designer“ auf dem ersten Blick nicht nachvollziehbar. Die zukunftsweisende Visualisierung im Bereich der Formsprache scheint nicht greifbar. Doch ist dem wirklich so?

Klar, es ist schwer nachvollziehbar, wie eine Brennstoffzelle mit Brauchwasser produziertem Wasserstoff für den Vortrieb sorgen soll, doch ganz egal ob das Auto in dieser Form jemals auf den Markt kommen wird oder nicht, es geht hier um die Formsprache.

Aus Design affiner Betrachtungsweise stellt das Ener-G-Force Concept eine klasse Vision eines Offroaders dar, die nicht nur funktionell sondern auch „cool“ die Zukunft widerspiegelt. Nach einiger Zeit der Betrachtung fiel dann ein Satz, der mich dann erneut zum Nachdenken anregte: „Ja, sieht aus wie ein Mercedes-Benz“, so eine Stimme aus der Menge.

Das Designteam rund um Steffen Köhl und Gorden Wagener hat es ersichtlich geschafft das „Highway Patrol Vehicle“ der Zukunft zu visualisieren, in Form eines Concept Cars greifbar zu machen und dabei die Formsprache der Brand „Mercedes-Benz“ nicht zu vernachlässigen – ein klasse Ergebnis, auf das die Designexperten stolz sein können! Nicht nur weil man „Modern Industrial Design“ und Zukunftstechnologien erfolgreich zusammen gebracht, sondern vor allem weil man die oberste Devise „Form Follows Function“ über den gesamtem Prozess mit bedacht hat.

Nach der Präsentation gab es noch kurz Zeit um mit Steffen Köhl und Gorden Wagener auf das Ener-G-Force Concept Car anzustoßen und da nach hieß es dann ab zur Premiere des smart forjeremy in den Jim Henson Studios…

Noch ganz in Gedanken und einem kurzen „Ey, wie findest du den Ener-G-Force“-Gespräch mit Mathias Winks und Marcel Winatschek ging es in eine der Studiohallen, wo gerade die Londoner Pop-Künstlerin M.I.A. mit zwei ihrer Songs für Stimmung sorgte.

Anders als bei sonstigen interdisziplinären Design-Kooperationen, durfte diesmal der Designer auch die Karosserie verändern. Diesbezüglich erläuterte mir Gorden Wagener war dies eine besondere Herausforderung, „da man nicht nur ein Concept, sondern ein Automobil mit Potenzial für eine künftige Straßenzulassung kreieren wollte“.
Modedesigner Jeremy Scott, der sonst für Lady Gaga oder Madonna Kleider entwirft, hat dem City Car sein ganz persönliches Look & Feel verpasst – und das passt auf den ersten Blick wie angegossen ins glamouröse L.A.: „Schrill, bunt und vor allem extravagant.“

Als Basis des Concept Cars diente der smart fortwo electric drive. Neben den dominierenden Flügeln aus transparenten Fieberglas fallen das Schneeweiße sowie die Unmengen an Chrom-Verzierungen des Exterior Designs direkt ins Auge.
„Flügel sind für mich Freiheit, ein Stück Schwerelosigkeit. Daher wollte ich sie unbedingt für den smart fortwo electric drive haben, um die Befreiung der Umwelt von schädlichen Emissionen zu visualisieren und die neue Leichtigkeit der Mobilität zu symbolisieren“, so erläuterte Scott seine extravagante Kreation.

„Der forejeremy ist endlich mal wieder echtes Design“, heißt es im Publikum. Doch auf der anderen Seite ruft das Concept auch viele Kritiker auf den Plan. Designprofessor Lutz Fügener von der Hochschule Pforzheim sieht das „Design“ des smart forejeremy eher als kritisch an. „Mit Automobildesign hat es nichts zu tun“, sagt Fügener und weiter: „Es ist zu hoffen, dass solche Versuche den smart als eines der wenigen wirklich neuen Konzepte der jüngeren Automobilgeschichte nicht beschädigen.“

Gerechtfertigt, doch gleichzeitig auch kontrovers: „Das klassische Denken über das Automobildesign aus den 1950er und 1960er Jahren ist definitiv vorbei.“, so der renommierte Designer über das Design der automobilen Zukunft. Weiter noch stellte er in einem vergangenen Gespräch zwei Punkte klar: „Erstens man darf den Kunden nicht fragen, was er will. Denn der kennt ja nur Vergleiche aus der Vergangenheit.“ und zweitens: „Die Leute können nicht kaufen, was sie nicht vor sich haben. Man muss Mut beweisen, auch wenn es ein neues Konzept zu Beginn nicht leicht haben wird.“ Gerade letztere Aussage lässt meine anfängliche Skepsis gegenüber des Concepts verschwinden, so hat es doch den Anschein, dass man seitens smart mit der Design-Kooperation alles richtig gemacht hat – Mut bewiesen und sich nicht beirren lassen.

Die unterschiedlichen Gespräche vor Ort haben bewiesen, dass der smart forjeremy auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung hat, auch wenn die Positionierung der Marke sowie die Formsprache noch nicht klar erkennbar ist. So mag aktuell bei einigen Daimler-Mitarbeitern teilweise Skepsis gegenüber der Marke smart und dem forjeremy bestehen, doch zu Unrecht. Der nächste Schritt ist entscheidend. Es muss geklärt werden, wie man nun, nachdem das Concept das Licht der Welt erblickt hat, aggiert.

Letzten Endes sind bleibt es abzuwarten, ob smart es schafft die Zukunft des Transportation Designs zu formen. Vielleicht ist Daimler alsbald dank Mut und Tatendrang fortwährender Ausdruck des Design-Zeitgeists in der Automobilbranche?! Die Zeit wird es zeigen.

Abschließend möchte ich mich auf diesem Wege noch einmal bei Daimler für die Einladung sowie dem gesamtem Designteam für die tolle Unterstützung bedanken – Vielen, vielen Dank.

Dies ist ein Crossposting zu Concept Cars: Die richtige Ener-G verleiht Flügel!

Kim-Christopher Granz schreibt auf seinem Blog DESIGNLOVR.NET über Design, Fotografie und Werbung.


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